Huber predigte im ZDF für die Garnisonkirche
Potsdam. Der Berliner Altbischof Wolfgang Huber hat für den Wiederaufbau des Turms der 1945 zerstörten und 1968 abgerissenen Potsdamer Garnisonkirche geworben. Bei einem ZDF-Fernsehgottesdienst sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag in Potsdam, die Landeshauptstadt solle mit dem Garnisonkirchenturm einen Ort erhalten, der für Frieden stehe. Zugleich solle eines der Wahrzeichen Potsdams wiederentstehen.
Dort, wo einst Soldaten in den Krieg geschickt wurden, wollten nun Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander Frieden lernen und Schritte der Versöhnung gehen, so Huber, der auch dem Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung vorsteht. Er ging auch auf das Argument der Kritiker ein, die Kirche sei durch den »Tag von Potsdam« am 21. März 1933 ein Symbol des Schulterschlusses zwischen Konservativen und Hitlers Nazi-Partei geworden. »Gebäude sind nicht magisch an den Geist der Vergangenheit gekettet, in ihnen kann ein neuer Geist reifen«, sagte Huber.
Auch Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) ging auf die Bedenken der Gegner des Wiederaufbaus ein. Er nehme die Argumente ernst, besonders die Sorge vor wachsendem Nationalismus. Fremdenhass, Intoleranz und Rassismus könnten die Gesellschaft zerstören, sagte Stolpe. Der wiederaufgebaute Turm der Garnisonkirche könne hingegen ein Symbol für Frieden und Verständigung werden.
Gegner des Projekts hatten parallel zum TV-Gottesdienst Proteste unter dem Motto »Mal wieder Zeit für ne ordentliche Reformation« angekündigt. Bei einem stillen Protest mit Plakaten und Spruchbändern war etwa zu lesen »Den Ort neu denken - die Vergangenheit nicht wieder aufbauen«, »Garnisonkirche? Potsdam sagt Nein« und »Potsdamer Christen brauchen keine Garnisonkirche«. Nach Angaben von Simon Wohlfahrt von der Bürgerinitiative »Potsdam ohne Garnisonkirche« beteiligten sich bis zu 150 Menschen. Ebenso viele seien es bei einer symbolischen »Bauernrevolte« im Anschluss an den Gottesdienst gewesen, der aus Sicherheitsgründen statt auf der Brache am historischen Standort der Kirche im Gebäude der IHK auf der gegenüberliegenden Straßenseite stattfand. epd/nd
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