Freie Berliner Szene gegen Rechtsruck und AfD
Kunst-, Tanz- und Theaterschaffende mischen sich mit Aufruf in den Wahlkampf ein: Wir wollen eine offene, humanistische und multikulturelle Gesellschaft
Berlin. Kunst-, Tanz- und Theaterschaffende aus der Hauptstadt haben sich mit einem Offenen Brief in der politischen Auseinandersetzung vor der Abgeordnetenhauswahl zu Wort gemeldet. Man sehe sich »in der Verpflichtung, ein klares Statement gegen politischen Rechtspopulismus abzugeben«, heißt es in dem Appell mit Blick darauf, »dass Politik und Öffentlichkeit zunehmend durch Rechtspopulisten und rechtsextreme Parteien wie die AfD vereinnahmt werden und diese immer mehr Zustimmung durch die Bevölkerung erfahren«. Das Ausmaß habe vor den Wahlen am kommenden Sonntag »ein erschreckendem Maße auch unsere vermeintlich liberale und offene Stadt erreicht«.
Die Unterzeichner des Appells, darunter der Landesverband freie darstellende Künste, die Koalition der Freien Szene, das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen sowie der Berufsverband Bildender Künstler Berlin und viele andere widersprechen »aufs Schärfste den Programmen rechtspopulistischer Parteien«. Man stelle sich »radikal gegen die unterschwellige bis offene Fremdenfeindlichkeit, die sich insbesondere in Form einer anti-islamischen Hysterie durch die Programme dieser Parteien zieht«. Das Asylrecht sei »uneingeschränktes Menschenrecht«, auch befürworte man doppelte Staatsbürgerschaften. »Die Gesellschaft, in der wir leben wollen, ist eine offene, humanistische, pluralistische und multikulturelle und keine deutschtümelnde, rechtsnationale Volksgemeinschaft.«
Der Offene Brief kritisiert auch lebensweltliche Aspekte des Rechtsrucks, der rückwärtsgewandte und vorurteilsbeladene Vorstellungen über Familie, Frauen und Sexualität verbreitet habe. Man lehne »die traditionelle Familie als familiäres Leitbild« und die die Zuweisung eines »biologistisch-deterministischen« Rollenbildes für Frauen ab. Zugleich verwahre man sich gegen jegliche Diffamierung von Schwulen, Lesben und Transgender, heißt es in dem Appell. »Wir verstehen den Sozialstaat als bedingungslose Solidargemeinschaft, in der Sozial- oder Gesundheitsleistungen nicht aufgrund von Weltanschauung, Nationalität oder Suchterkrankung eingeschränkt werden«, so der Offene Brief, der mit dem Aufruf endet: »Berlin und seine freie Kunstszene steht für Offenheit, Inklusion und Diversität. Gebt dem Rechtspopulismus und rechtsextremen Parteien keine Chance, nicht auf dem Wahlzettel und nicht im Alltag.« nd
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