Trump wirbt mit Präsidentensuite

Wahlkampf in den USA zwischen einem Luxushotel und medizinischen Bulletins

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Donald Trump ist dem Weißen Haus schon jetzt ziemlich nahe gerückt. Keine Meile vom Präsidentensitz entfernt hat der Baulöwe sein neues Luxushotel eröffnet, im zwei Jahre lang für 200 Millionen Dollar aufwendig umgebauten neobarocken Old Post Office Pavilion an der Pennsylvania Avenue. Mit seinem charakteristischen 96 Meter hohen Uhrenturm ist es ein Wahrzeichen Washingtons - das weiterhin dem Staat gehört. Der Immobilien-Tycoon hat das Alte Postamt für 60 Jahre und drei Millionen Dollar jährlich gepachtet. Während Trump am Montagmorgen (Ortszeit) bei Fox News im Selbstlob schwelgte (»Großartig. Überragend. Ein solches Hotel hat Washington noch nie gesehen«), marschierten am Nachmittag nur wenige Bürgerrechtler im Clinton-Kernland auf, um gegen die Eröffnung zu demonstrieren. »Nein zu Trump« und »Steh auf gegen Rassismus« war auf Schildern zu lesen.

Der Kandidat machte derweil Wahlkampf in den Bundesstaaten Maryland und North Carolina. Die Präsidentensuite in seinem Hotel, so die Werbung, sei für die Wahlnacht am 8. November noch zu haben - wenn man denn in der Lage ist, 10 200 Dollar zu zahlen, etwa einen halber Nettojahreslohn für jene Werktätigen, die der Milliardär in seiner neuen Rolle als Arbeiterführer und Mann des Volkes gerade so umgarnt. Nicht alle finden das angebracht. Und die beiden Spitzenköche José Andrés und Geoffrey Zakarian, die im Hotel Restaurants eröffnen sollten, stiegen aus, als Trump gegen Einwanderer aus Mexiko hetzte. Jetzt verklagt er sie.

Wer in acht Wochen jubeln darf, ist weiter völlig offen. Trump sieht sich nach einer längeren demoskopischen Durststrecke wieder im Umfrage-Aufwind. Zumal Hillary Clintons Zusammenbruch am Rande einer Gedenkfeier für die Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 neue Argumente für seine Wahlkampfstrategie liefert. Schon seit Monaten streut das Trump-Team Gerüchte über den Gesundheitszustand der bald 69-Jährigen. Die versuchte ihren Schwächeanfall kleinzureden. »Das ist einfach die Art von Sache, die einem manchmal passiert, und wenn man eine viel beschäftigte, aktive Person ist, dann macht man trotzdem weiter«, so Clinton auf die Frage, warum sie nicht öffentlich gemacht habe, dass schon vergangenen Freitag eine Lungenentzündung festgestellt wurde. In einigen Tagen werde sie auch wieder Wahlkampf machen, erklärte die Demokratin auf dem Nachrichtensender CNN und kündigte zudem mehr Informationen über ihren Gesundheitszustand an. Das letzte offizielle Bulletin stammt aus dem Juli 2015. Krankheit mag etwas sehr Privates sein, aber Präsidentschaftskandidaten sind öffentliche, gläserne Personen.

Trump weiß um den Wert solcher Informationen. Nicht zufällig tauchte unlängst ein Brief seines Leibarztes vom 4. Dezember 2015 auf, in dem Dr. Harold Bornstein dem 70-Jährigen einen »erstaunlich exzellenten« Gesundheitszustand bescheinigte. Würde Trump gewählt, wäre er der gesündeste Kandidat aller Zeiten, der ins Weiße Haus einzieht. So umstritten wie diese für nüchterne medizinische Befunde ungewöhnliche Lobeshymne ist allerdings auch der wegen Behandlungsfehlern angeklagte Autor.

Bei den Demokraten jedenfalls denken einige inzwischen über Notfallpläne nach; Don Fowler etwa, in den 1990ern Jahren Generalsekretär der Partei unter Bill Clinton. Es wäre töricht, sich nicht auf ein Ausscheiden von Hillary einzustellen, erklärte er gegenüber »Politico«. Apropos Lungenentzündung. Die kann einem auch im Amt zum Verhängnis werden. William Henry Harrison hielt seine Einführungsrede 1841 bei unwirtlichem Wetter viel zu leicht bekleidet vor dem Washingtoner Capitol. Einen Monat später war er tot.

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