Privatbahn in Bayern droht mit Stillstand

Nah- und Regionalverkehr im Norden gefährdet?

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die in Bayern stark vertretene regionale Privatbahn Agilis GmbH droht mit der Einstellung ihres Betriebes. Dies berichtete die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf ein Schreiben der Bahngesellschaft an Kommunal- und Landespolitiker im Freistaat.

Darin beklagt sich die Agilis-Geschäftsleitung über eine schlechte wirtschaftliche Lage des Unternehmens, die dem Vernehmen nach bald existenzbedrohend sein könnte. Wesentlich verantwortlich ist aus Agilis-Sicht die zunehmende Konkurrenz durch private Fernbusse, die seit der vom Bundestag beschlossenen Liberalisierung bundesweit mit Niedrigpreisen vordringen. Sollte die im Freistaat für die Ausschreibung und Finanzierung des Regionalverkehrs zuständige staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) dem Unternehmen nicht rasch höhere Zuschüsse gewähren, sei mit »nicht kalkulierbaren Folgen für die Erfüllung der Verkehrsverträge« zu rechnen, so die unverhüllte Agilis-Drohung.

Agilis mit Sitz in Regensburg ist für den Nah- und Regionalverkehr auf einem 880-Kilometer-Netz rund um Hof, Bayreuth, Bamberg und Weiden (Oberpfalz) sowie im Donautal von Ulm über Regensburg bis Plattling zuständig. Wesentliche Anteilseigner sind die Hamburger Hochbahn AG (HHA) und der private Infrastrukturfonds International Public Partnerships, der offenbar starken Renditedruck ausübt. Die Privatbahn hatte bei den zurückliegenden Ausschreibungen mit Kampfpreisen die Deutsche Bahn-Tochter DB Regio vom Gleis verdrängt. Sie ist seit Ende 2010 im Freistaat im Einsatz, wo sie heute rund zehn Prozent des Schienennahverkehrs erbringt. In Bayerns Nordosten lösten Verspätungen und andere Probleme mit Agilis-Zügen immer wieder Kritik aus.

Unterdessen geht das Tauziehen um eine andere Privatbahn weiter, die in Bayern den Markt erobern will. So hatte die britische National Express Group 2015 bei der BEG-Ausschreibung für das Nürnberger S-Bahn-Netz den Zuschlag bekommen. Weil die unterlegene DB Regio Einzelheiten des Vergabeverfahrens anzweifelt, beschäftigt der Fall jetzt die Gerichte. Anfang Oktober soll das Oberlandesgericht München den Fall beraten. National Express hatte Ende 2015 in Nordrhein-Westfalen Strecken übernommen und seither mit zahlreichen Zugausfällen, Verspätungen und Pannen sowie dem Einsatz von Leiharbeitern als Zugbegleiter anhaltende öffentliche Kritik ausgelöst.

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