Die Kunst des Zeitpunkts

MEINE SICHT

  • Lesedauer: 1 Min.

Neben dem Inhalt ist für eine gelungene Inszenierung auch der richtige Zeitpunkt entscheidend. Für die Inszenierung von Behörden und Unternehmen sind Pressestellen zuständig, die Journalisten gerne mal am langen Arm verhungern lassen. »Wir brauchen noch einen Moment«, heißt es dann zu Beispiel. Und dann, natürlich gänzlich unabsichtlich, ist leider schon Redaktionsschluss gewesen, wenn die Antwort eintrudelt. Das ist eine vielgeübte Praxis, über die Journalisten meist nur spekulieren können.

Insofern sind die Aussagen in der fehlgeleiteten E-Mail der Wohnungsbaugesellschaft degewo bemerkenswert. Ebenfalls bemerkenswert ist das Dementi des Unternehmens, die Stadtentwicklungsverwaltung nehme zu keinem Zeitpunkt Einfluss auf deren Öffentlichkeitsarbeit. In den letzten Wochen und Monaten konnten sich Journalisten kaum retten vor Einladungen zu Grundsteinlegungen für neue Wohnungen, in wechselnden Paarungen mit dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller oder Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel. Da wurde auch gerne mal telefonisch mehrfach nachgehakt, ob man denn wirklich nicht vorbeischauen wolle.

Nun hat Ex-degewo-Sprecher Lutz Ackermann mit seinem Missgeschick den maximal möglichen Schaden für die SPD bei der Wahl herausgeholt. Möge das den größtmöglichen Nutzen für einen neuen Senat bringen.

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