»Oh Golem, erwache ...«
Das Jüdische Museum Berlin lädt zu einem Exkurs durch die Geschichte künstlicher Wesen
Der Mythos ist zertrümmert. Wissenschaftler sind unbarmherzig. Die schöne, große Erzählung von Rabbi Löw, der im frühneuzeitlichen Prag einen Golem, ein seelenloses Geschöpf aus Lehm mit übermenschlichen Kräften erschaffen habe, enthält kein Körnchen Wahrheit. Dies bekundet der Judaist Peter Schäfer, Direktor der Stiftung Jüdisches Museum Berlin, auf nd-Nachfrage. »Rabbi Judah Löw ben Bezalel war ein bedeutender, faszinierender Denker, der sich intensiv mit den Naturwissenschaften befasste, aber nichts für die Kabbala übrig hatte. Die Geschichte um den Gelehrten und seinen Gehilfen wurde erst 200 Jahre nach dem Tod des Rabbis aufgezeichnet. Warum ihm der Golem angedichtet wurde, wissen wir nicht.«
Vermutlich lag es am Geist der Zeit. Als Löw seine Lebensbahn zog, residierte in der Goldenen Stadt an der Moldau Rudolf II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und König von Böhmen. Ein vielseitig interessierter Herrscher und generöse...
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