Syrien: Bombenhagel über Aleppo
Nach mehrfachem Scheitern der Waffenruhe bereiten Regierungstruppen eine Bodenoffensive vor
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Freitag von Dutzenden schweren Luftangriffen in der Nacht sowie am gestrigen Morgen. Die syrische Luftwaffe werfe Fassbomben über Aleppo ab, und Russland unterstütze die Verbündeten mit Luftangriffen. Angaben der Organisation mit Sitz in Großbritannien zufolge wurden mindestens sieben Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt; in den Trümmern werden noch etliche Verschüttete vermutet. Unabhängig lassen sich diese Informationen von Aktivisten in Syrien nicht überprüfen.
Die syrische Armee hatte am Donnerstagabend eine Offensive zur Rückeroberung von Ost-Aleppo angekündigt. Bewohner sollten sich »von den Positionen der terroristischen Gruppen« fernhalten, hieß es. Zivilisten, die in den von der Regierung gehaltenen Westteil der Stadt übersiedeln wollten, würden nicht festgenommen. Aleppo ist seit 2012 geteilt, die Armee will die vollständige Kontrolle über die einstige Wirtschaftsmetropole im Norden Syriens zurückerlangen.
Am Freitag bestätigte ein syrischer Militärvertreter, dass die Armee in Aleppo mit »Aufklärungseinsätzen sowie Angriffen aus der Luft und mit Artillerie begonnen« habe. »Das kann Stunden oder Tage dauern«, hieß es. Darauf werde eine Bodenoffensive folgen, deren Zeitplan von den Ergebnissen der jüngsten Einsätze abhänge.
»Aleppo wird attackiert«, beklagte der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura bereits am Donnerstagabend in New York. Alle Konfliktparteien hätten nach der gescheiterten Feuerpause wieder zu den Waffen gegriffen. Vor kurzem war eine von den USA und Russland ausgehandelte Waffenruhe nach nur einer Woche für beendet erklärt worden. Die Parteien machen sich gegenseitig für das Scheitern verantwortlich.
In New York endete auch ein internationales Krisentreffen am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung zunächst ergebnislos. Vertreter der Syrien-Unterstützergruppe äußerten sich ernüchtert, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) beschrieb den Verlauf als »sehr kontrovers«. Sein US-Kollege John Kerry sagte, die Frage sei, »ob überhaupt noch eine reale Chance für Fortschritte besteht«. Kerry und der russische Außenminister Sergej Lawrow wollten sich am Freitag in New York erneut treffen. AFP/nd
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