Köln: Anti-Rechts-Konzert statt »Compact«-Konferenz

Geplanter Kongress des neurechten Magazins in der Rheinmetrople endgültig abgesagt / Saalvermieter planen nun Gegenveranstaltung

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Understatement gehört nicht zur Sprache des neurechten »Compact«-Magazins. Zu einer »Konferenz für Souveränität« sollten die »Patrioten aller Länder« am 29. Oktober in Köln zusammenkommen. Prominente Vertreter der Neuen Rechten waren angekündigt, darunter etwa der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Dieser und andere Referenten des rechten Spektrums hätten der Ankündigung nach vor mehreren hundert Teilnehmern über ein »Europa der Vaterländer« und »Gegen Islamisierung und Fremdherrschaft!« gesprochen. Doch wenige Wochen vor dem Kongress ist dieser geplatzt. Am Dienstag teilte das »Compact«-Magazin nun mit: Die Veranstaltung fällt aus.

Aulöser für den Rückzieher ist eine Absage des Saalvermieters. Der Kongress sollte ursprünglich in den Satory-Sälen stattfinden, einem bekannten Eventort inmitten der Kölner Innenstadt. Doch als die Betreiber erfuhren, wen sie da hätten beherbergen sollen, zogen die Veranwortlichen die Notbremse. »Es stimmt, wir hatten eine Buchung für diesen Tag. Doch als wir erfuhren, um wen es sich handelt, haben wir diese gekündigt«, erklärte Betreiber Marcus Sartory gegenüber dem Kölner Express. Zur Begründung heißt es weiter, zunächst habe man geglaubt, dass es sich um eine normale Agenturanfrage handeln würde. »Heute weiß ich, was dahinter steckt. Solche Leute haben im Sartory keinen Platz.«

Das Magazin »Compact« äußerte sich in einer Stellungnahme wütend über die Absage und kündigte eine Schadensersatzklage an. Auf Facebook deutete das Magazin an, möglicherweise Opfer einer Intrige geworden zu sein: »Eine solche Last-Minute-Absage unseres Veranstaltungsortes ist auch für uns neu. Darüber spekulieren, wir [sic] hier die Fäden gezogen hat, wagen wir derzeit nicht.« Immerhin scheint man sich aber sicher, dass die Kündigung ein »Attentat auf Presse- und Meinungsfreiheit« darstelle.

Doch Sartory belässt es nicht nur bei einer Absage. Stattdessen soll es nun am gleichen Tag ein Konzert gegen Rassismus geben. Gemeinsam mit Kölner Künstlern ist eine bunte Gegenveranstaltung geplant.

Wachsam blieb auch das Bündnis »Köln gegen Rechts«. Vorsorglich hatte man bereits vor einigen Tagen eine Kundgebung für den 29. Oktober angemeldet, falls »Compact« doch noch gerichtlich gegen die Kündigung hätte vorgehen wollen. Doch dazu kommt es nun nicht. Von einer »riesigen Schlappe« sprach deshalb das Anti-Rechts-Bündnis am Mittwoch. Die Initiative war es dann auch, die zuerst öffentlich gemacht hatte, wer sich da in die Sartory-Sälen einmieten wollte.

Für Sartory hat sein Widerstand allerdings auch negative Seiten: Kaum war die Absage ausgesprochen, flatterten dem Betreiber Drohbriefe ins Haus. »Die AfD wird in Könl gewinnen, früher oder später«, hieß es im Orginalwortlaut einer E-Mail. Weiter stand in dem Schreiben, das voller Rechtschreibfehler steckt: »Dafür sorgt Märkel mit ihrer Politik. Danach werden wir dafür sogen, dass Euer Pressluftschuppen geschlossen wird, verantwortiche für den Verrat am Volk dafür in den Knast gehen.«

Doch angesichts von so viel schlechtem Deutsch bleibt Sartory gelassen: »Allein die Tatsache, wie unsere Bundeskanzlerin geschrieben wurde, lässt darauf schließen, dass das Ganze hoffentlich nicht ernstzunehmen ist.«

Anerkennung für die Kölner Satory-Säle gab es auch vom Bündnis »Linz gegen Rechts«: In einer Stellungnahme heißt es: »Wir gratulieren den Kölner AntifaschistInnen zu diesem wichtigen Erfolg - ein besonderer Dank gilt auch den VermieterInnen für ihre klare Haltung gegenüber Rechtsextremismus.« Die lobenden Worte aus Österreich haben ein guten Grund. In Linz soll ebenfalls am 29. Oktober ein Kongress europäischer Rechter stattfinden.

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