Der einzige Zeuge
Jürgen Todenhöfers Syrien-Interview und die (fehlende) Skepsis bei der Berichterstattung über den Krieg
Skepsis gegenüber Nachrichtenquellen ist die wohl wichtigste Eigenschaft von Journalisten überhaupt. Auch sollte beim Prüfen von Informationen eine Lehre aus polizeilichen Ermittlungen und Strafprozessen beherzigt werden: Zeugenaussagen gehören zu den schwächsten Beweisen, die sich denken lassen. Zeugen irren sich nicht nur oft oder lassen sich leicht von ihren Sinnen oder dem Verhörpersonal täuschen, sondern sie können auch (im Gegensatz zu einem Fingerabdruck) einfach lügen. Manchmal werden auch »Auftraggeber« hinter Zeugen vermutet oder steht sogar ihre Identität in Zweifel.
Darum ist die Skepsis, die nun die »Welt« und Blogger von »Carta« oder »Vice« dem aktuellen Interview von Jürgen Todenhöfer mit einem mutmaßlichen Kommandeur der »Jabhat Al Nusra«-Front in Syrien entgegenbringen, zu begrüßen. In den Zweifeln äußert sich nachvollziehbares und gewissenhaftes Journalistenhandwerk: Ist der Gesprächspartner der, für den er sich ausgib...
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