Die Geduld der Russen

Keine Massenproteste, doch wachsende Unzufriedenheit mit einer angespannten sozialen Lage

  • Ute Weinmann, Moskau
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Krisenmanagement ist in Russland ein bekanntes Phänomen. In den vergangenen 25 Jahren hatte die erprobte Bevölkerung nur allzu häufig Gelegenheit dazu, unkonventionelle Überlebensstrategien zu entwickeln. Oft erscheint dies sinnvoller, als Proteste mit unsicherem Ausgang zu organisieren.

Zu Beginn der 2000er Jahre sorgte zudem der Profit aus hohen Staatseinnahmen aus dem Rohstoffexport für steigende Löhne und verhalf dazu, die letzte große weltweite Wirtschaftskrise von 2008 dank entsprechender Rücklagen relativ unversehrt zu überstehen. Spätestens seit dem rapiden Rubelverfall im Dezember 2014 sieht sich die Bevölkerung jedoch mit deutlichen Einschränkungen konfrontiert und damit entsteht zunehmend die Notwendigkeit zu aktivem Handeln.

Löhne und Realeinkommen sinken nicht nur, sondern werden schlichtweg nicht oder nur mit großer Verzögerung ausgezahlt. Im ersten Quartal dieses Jahres häuften sich Lohnschulden in Höhe von 62 ...


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