Forscher fordert Weißbuch für Integration

Werthes: Brauchen »neue breite Politikinitiative« / Wegmarken für Anstrengungen von Bund, Länder und Kommunen gegen Rassismus

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Berlin. Im Kampf gegen Rassismus sollen Bund, Länder und Kommunen nach Ansicht des Friedensforschers Sascha Werthes gemeinsam aktiv werden. Die Bundesrepublik brauche - unabhängig von der aktuellen Lage - für diese Problemfelder ein nachhaltiges Konzept, sagte der Geschäftsführer der Friedensakademie Rheinland-Pfalz der Deutschen Presse-Agentur. »Was ich mir wünschen würde, wäre so etwas wie ein Weißbuch zur gesellschaftspolitischen Aufgabe von Integration und zur Festigung der demokratischen Werte in Deutschland«, ergänzte er. Darin könnten - nach dem Vorbild des Weißbuchs für die Verteidigungspolitik - Wegmarken gesetzt und Weichen gestellt werden, zum Beispiel, wofür Geld fließen soll. Auch solle festgehalten werden, dass Integration eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft sei, in die Nachbarschaften und Stadtteile einbezogen werden müssten, aber auch andere Kräfte. »Und zwar nicht nur jene zivilgesellschaftlichen Akteure, die sich typischerweise mit diesen Themen befassen, sondern auch die anderen, die das bisher nicht als ihr Aufgabenfeld angesehen haben.« Fraktionsübergreifend müsse die Bereitschaft da sein, eine neue breite Politikinitiative zu starten - »weil das Problem nicht von allein verschwinden wird. Und es wird auch nicht durch punktuelle Instrumente, die zum Einsatz gebracht werden, ausgehebelt«.

Als Beispiele nannte er kleinere Vereine aus dem umweltpolitischen Bereich, die das Thema Integrationspolitik für sich noch nicht so stark entdeckt hätten. Mit ihren Freizeitaktivitäten könnten sie etwas für die Integration tun - indem sie junge Migranten und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten daran teilnehmen ließen - »um ein Zusammenleben zu ermöglichen und die Entwicklung von Einfühlungsvermögen zu fördern«. Wichtig sei aber auch, sogenannten Multiplikatoren, die Kontakt zu jungen Menschen hätten, regelmäßig weiterzuqualifizieren und ihnen friedenspädagogische Kompetenzen zu vermitteln, schlug er vor. Sie sollten dann auch an schulischen und außerschulischen Lernorten - zum Beispiel Jugendzentren - aktiv werden können. »Aber wir beobachten manchmal, dass es schwer sein kann, entsprechend qualifizierte Multiplikatoren in Arbeit oder an die entsprechenden Orte zu bringen, an denen sie aktiv werden können.« In dem Weißbuch solle außerdem stehen, wo die Ressourcen für Initiativen und Projekte zur Verfügung gestellt würden. Es solle auch eine gewisse Verbindlichkeit haben. Auf diese Weise könne man etwas in Gang setzen, sagte Werthes. In einem Weißbuch wird ein Problem beschrieben, zugleich werden Lösungen angeboten. dpa/nd

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