Linke stellen sich Naziaufmarsch in Bautzen entgegen
Antifaschisten zeigen mit Transparenten Haltung / Rechtsradikale attackieren Reporter / CDU: Bautzen nicht schlimmer als andere Städte
Berlin. In Bautzen sind wieder Hunderte Neonazis und Rassisten aufmarschiert, mehr als 120 linke Demonstranten protestierten dagegen. Aus dem Aufzug der Rechtsradikalen heraus wurden zwei Reporter attackiert, die Journalisten erstatteten laut Polizei Anzeige. Einer der Fotografen sprach von aggressiver Stimmung unter den Neonazis. Ihm sei »von einem vermummten Teilnehmer« seine Kamera »ins Gesicht geschlagen« worden. Der Tatverdächtige war laut Polizei bekannt, man habe »Maßnahmen für das Strafverfahren zum Verdacht der Körperverletzung« eingeleitet.
Zuvor hatten sich die Rechtsradikalen teils mit dem NS-Ruf »Sieg Heil« an ihrem Treffpunkt begrüßt. Berichten zufolge sprachen bei dem rechten Aufmarsch bekannte Neonazis, unter anderem aus der NPD. »In den Parolen und Reden wurde in aggressiven Tönen gegen Zuwanderer, Politiker und Medien gehetzt«, heißt es auf dem Portal new-photo.de. »Neben der Nationalhymne der ehemaligen DDR und am Ende der Kundgebung sangen die Teilnehmer außerdem alle drei Strophen des Deutschlandliedes.« Etwa 30 Neonazis hätten dann noch »augenscheinlich die Konfrontation suchend« versucht, zu den Gegendemonstranten auf der anderen Straßenseite zu gelangen, berichtet die Polizei.
Die Polizei meldet zu den antifaschistischen Gegenprotesten: »Mehr als 120 Teilnehmer einer stationären Versammlung zeigten mit Transparenten und Trillerpfeifen ihre Einstellung gegen Faschismus. Die überwiegende Mehrzahl der Personen waren aus anderen Städten Sachsens nach Bautzen gereist.«
Der Bautzener Landtagsabgeordnete Marko Schiemann von der CDU sagte: »Wir haben in Bautzen Probleme«, aber Bautzen sei nicht schlimmer als andere Städte. Das Bild, das durch die rechten Demonstranten entstehe, entspreche nicht der Realität. Seiner Einschätzung nach kam ein Großteil der Teilnehmer von außerhalb der Stadt. Der parteilose Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens hatte am Donnerstag von »Stellvertreterdemonstrationen« von Rechten und Linken gesprochen und beide Seiten in einem Atemzug kritisiert. Er »finde es unerträglich, dass erneut Bautzen als Spielweise für unsägliche Parolen und gegenseitige Beschimpfungen herhalten soll«.
Mitte September hatten in Bautzen Dutzende 80 Rechte Jagd auf junge Asylbewerber gemacht. Das war bundesweit auf Empörung gestoßen. Agenturen/nd
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