Aktenfundus der Arbeiter-bewegung
Annotiert
Die halbjährlich erscheinenden »Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung« haben sich im Laufe der Jahre zu einer nützlichen Zeitschrift auf dem an solchen Erzeugnissen armen Markt der Periodika entwickelt und sind für all jene, die zur Geschichte der Arbeiterbewegung forschen und publizieren, zu einem wertvollen Arbeitsmittel geworden. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst der beiden langjährigen Redakteure Rainer Holze und Birgid Leske.
Nirgendwo sonst gibt es solch aussagekräftige Informationen über Mitteilungsblätter, Bestandsübersichten und Findbücher von Archiven der neuen Bundesländer und Berlin, der Parteien und Organisationen , wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen, wie sie Kurt Metschies zum nunmehr 40. Male in der Nr. 50 vorlegt. In der Rubrik »Archivare und Bibliotheken« wurden bislang über 100 Archive und Bibliotheken aus dem In- und Ausland vorgestellt, diesmal das Wiener Do-kumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes durch Birgid Leske. In der Rubrik »Besondere Zeitdokumente« werden wie gewohnt bislang unveröffentlichte Schriftstücke in den wissenschaftlichen Umlauf gegeben. Siegfried Prokop stellt Dokumente aus den Jahren 1946/47 vor, die der Pressedienst der SED am 9. August 1947 unter der Überschrift »Tatsachen sind stärker als Lügen« veröffentlichte. Das damalige ZK-Mitglied der SED Erich W. Gniffke - er floh 1948 in den Westen, weil er Ulbrichts Kurs, die SED zu einer Partei neuen Typus umzugestalten, nicht mehr mittragen wollte - setzte sich mit der Hetze auseinander, in der Ostzone seien Sozialdemokraten wegen ihrer Gesinnung verhaftet worden und verschwunden. Gniffke wandte sich auch gegen die Ablehnung der SPD der Westzonen, gemeinsam ungeklärte Fälle zu überprüfen.
Erwin Lewin offeriert ein von ihm aus dem Albanischen übersetztes Dokument zur Beziehungsgeschichte der Kommunistischen Parteien Albaniens und Jugoslawiens aus dem Jahr 1943. Es erscheint hier erstmals in deutsche Sprache. Jörg Wollenberg erinnert in seinem quellengestützten Beitrag an den Kommunisten Willy Gengenbach und weitere vergessene Spanienkämpfer im Internierungslager für europäische Antifaschisten in der französischen Gemeinde Le Vernet (1939-1944).
Aus Platzgründen sei hier nur noch verwiesen auf Günter Bensers Autoreferat zur »Gründung der SED in historischer Sicht« sowie den Teil mit Berichten von wissenschaftlichen Konferenzen und mit aktuellen Buchbesprechungen. Kurt Schneider
Mitteilungen des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 50, September 2016, 64 S., br., Schutzgebühr 3 €, zuzügl. Versandgebüh; Bestellungen: d.goldbeck@web.de
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