Dem Alles folgt das Nichts
Katie Mitchell inszenierte an der Schaubühne Elfriede Jelineks »Schatten (Eurydike sagt)«
Abends um acht. Bühnenkomplex A. Die Reihen sind dicht gefüllt. Viele junge Leute. Hoffnungsvolle Gesichter. Groß die Erwartung? Immerhin, Regisseurin Katie Mitchell hat Neues mit ihrer jungen Crew an der Schaubühne einstudiert: Elfriede Jelineks »Schatten (Eurydike sagt)«. Das Stück ist schon älter, verschiedene Bühnen haben es gespielt. Woher rührt das Interesse? Weil die Autorin berühmt ist und zu provozieren weiß? Oder weil es schick ist für empfindliche Herzen, zu verfolgen, wie eine Schriftstellerin der maskulinen Welt die letzte Post sendet, mit zittriger Hand, tief verletzt, ganz weiblich?
Was die Schaubühnen-Aufführung lehrt: Theater als Anstalt, individuelles Seelenbefinden in die Köpfe zu setzen, obendrein feministisch durchwirkt (Männer richten uns zugrunde), taugt nicht viel. Geht Elfriede Jelinek in ihren besten Arbeiten anders vor, in »Schatten« zaubert sie ein einziges Seelenraunen, dem Mythos von Orpheus und Eurydike b...
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