Filmoper »Kroll«

Zwischen schönen Bildern und viel Symbolik

  • Robert Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Man ging mit einem zwiespältigen Gefühl heraus, manche zeigten sich gar ein wenig frustriert. Mit seiner Filmoper »Kroll«, die kürzlich im Robert-Koch-Hörsaal der Charité uraufgeführt wurde, hat Andreas Rochholl, Gründer der Zeitgenössischen Oper Berlin, die Erwartungen mancher wohl weniger befriedigt. »Kroll« war der Name einer Berliner Oper, an der der Komponist Otto Klemperer in den 20er-Jahren dirigierte. Trotz guter und spannender Besetzung (z.B. Judy Winter), überzeugte der erste Teil der Filmoper wenig. Eine Filmoper ist kein Opern-Film, aber was ist es? So genau lies sich das auch bei der Kroll-Premiere nicht bestimmen. Filmoper, eine Gattung, die noch im Werden ist? Das würde zu einem Leitmotiv des Werkes passen: »Am Anfang war der Sumpf«, heißt es, und Sumpf steht hier offenbar für zähe, indifferente Materie, die verwandelt werden muss. Zwei Hauptfiguren hat die Filmoper, die in der Gegenwart spielt: Den tragischen Komponisten Otto Klemperer (Christian Banzhaf) und die Sängerin, eine Art mystisches Wesen, das von Moon Suk gespielt wird. Beide Erzählfäden laufen sichtlich aufeinander zu. Im ersten Teil aber kommt es zu keiner Begegnung der beiden Hauptfiguren. Klemperer will seine Musik spielen und bekommt dafür keine Förderung. Der Komponist will mit einem einflussreichen Politiker sprechen, kriegt aber von der Sekretärin immer wieder eine Abfuhr und rennt schließlich voller Wut gegen die Eingangstür zum Senat. Parallel zu Klemperer wird die Geschichte der Sängerin erzählt, die auf einem Baum aufwacht und die Orientierung verloren hat. Die Musik stammt von Mark Polscher und korrespondiert mit den teils sehr schönen Bildern des Filmes (Börries Müller-Büsching). Eine sehr schöne Szene ist die Stimmfindung der Sängerin, die im Hörsaal spielt, in dem der Film aufgeführt wurde. »Kroll« steckt zwar zweifelsohne voller Ideen, an der filmischen Umsetzung aber muss noch gefeilt werden. Der zweite Teil soll im Sommer zu sehen sein.

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