Geschliffener Ton der Kälte
Raffinert: »Fremde Seele, dunkler Wald« von Reinhard Kaiser-Mühlecker
Schon der Titel lässt frösteln, das steigert sich noch, führt man sich das Alter des österreichischen Autors vor Augen: Reinhard Kaiser-Mühlecker ist Jahrgang 1982. Wenn so junge Österreicher einen Roman mit solcher Titulierung veröffentlichen, droht schwer Verstörendes - was große Qualität haben kann, man denke an Clemens Setz, auch Kaiser-Mühlecker ist längst kein Novize mehr. Verstörend ist »Fremde Seele, dunkler Wald« nicht, aber es sind auch keine einfachen 300 Seiten.
Kaiser-Mühlecker entwirft eine ländliche Welt der Gegenwart, in der Menschen zwar noch miteinander reden, aber eigentlich keine Worte mehr haben. Und sich stumm in ihr Dasein fügen, das ihnen mehr geschieht, als dass sie es gestalten, das ihnen zwar noch Gefühle entlockt, die sie dann aber ratlos hinnehmen.
Da sind die beiden Brüder Jakob und Alexander. Letzterer ist Berufssoldat und kommt nach einem Einsatz im Kosovo zurück auf den elterlichen Hof. Priester hatte er ...
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