Mit Lupe und Spaten: Kinder erkunden Böden
Hellersdorfer Forscherzentrum Helleum testet »Tüfteltruhen« zu sechs Themen
Sie sind standsicher, können aber auch gerollt werden, verfügen über vier Griffe und haben einen hölzernen Deckel. Wenn er abgenommen wird, kann eine spannende Schatzsuche beginnen - im Innern der 82 Zentimeter langen und 52 Zentimeter breiten Tüfteltruhe. Auf drei Ebenen gibt es hier eine Menge zu entdecken.
Eine der Truhen soll anregen, Böden genauer zu untersuchen. Hier liegen ganz oben Messbecher und Lupen, eine Stoppuhr und eine Waage, ein Maßband und ein Infrarotthermometer. Weiter unten gibt es Mörser, Spatel, Insektensauger, Reagenzgläser und Schutzbrillen. Auf der letzten Ebene sind unter anderem Schaufeln, Kescher und Markierungsfähnchen zu finden.
»Es sind Materialien, die die Kinder zum Handeln anregen«, sagt Professor Hartmut Wedekind, wissenschaftlicher Leiter vom Helleum in der Kastanienallee. »Die Erwachsenen halten sich zunächst zurück und lassen die Mädchen und Jungen mit Hilfe des Inhalts forschen und entdecken.«
Den konkreten Forschungsgegenstand bestimmt die jeweilige Truhe. Sechs verschiedene Themen wurden in den vergangenen Monaten entwickelt. »Luft lüften - Wind bringt’s«, »Boden schätzen«, »Wasser marsch!«, »Leise-lauter-Lärm«, »Forsches Viertel - erkunde deine Umgebung!« und »Rohstoffreise - Entdecke, was in den Dingen steckt!«.
Die Hellersdorfer Bücherwurm-Grundschule hat bereits zwei mobile Truhen getestet. »Kinder und Lehrer sind begeistert«, sagt Katharina Opitz, Sozialpädagogin. In allen ersten bis vierten Klassen seien Neugier und Interesse auf naturwissenschaftliche Themen geweckt worden. »Mir ist das aber noch nicht nachhaltig genug«, sagt die Pädagogin. Deshalb sollen sich demnächst alle dritten Klassen der Schule jeweils eine Woche lang den Truhen widmen: den Inhalt entdecken, verschiedene Dinge in die Hand nehmen, ausprobieren und überlegen, was man damit machen kann - und schließlich beginnen, zu forschen. Danach können in Gesprächskreisen Beobachtungen und Ergebnisse ausgetauscht werden.
»Die praktischen Abläufe werden jedes Mal verschieden sein, aber genau das wollen wir mit der Herangehensweise fördern«, sagt Isabell Springmann. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin gehört zum Projektteam des Kinderforscherzentrums, das sich seit Ende 2015 den Tüfteltruhen widmet. Das Besondere: Von Beginn an waren Lehrer und Erzieher in die Entwicklung und Erprobung einbezogen. Zudem beteiligten sich Studenten der Alice-Salomon-Hochschule.
Einer von ihnen ist Johannes. Der 21-Jährige ist für die Kiste mit dem Motto »Boden schätzen« verantwortlich. Er baute unter anderem kleine Fächer und einen Bodenrahmen, den die Kinder beliebig platzieren können, um dann genau diesen Ausschnitt zu erkunden.
Als die flexiblen Holzbehälter in den vergangenen Wochen ausprobiert wurden, gab es einige Überraschungen. »Anfangs lag auch Gips in der Bodentruhe«, sagt der Student. Doch nachdem sich ein Mädchen daraus eine Gesichtsmaske fertigte, wurde das Material aus den Truhen entfernt. Andere Gegenstände kamen dafür hinein, wie Gießkannen und Spritzflaschen.
Bis Ende November dauert die Testphase. Schon jetzt steht fest: Das Projekt, bei dem insgesamt zwölf Truhen ausgeliehen werden können, ist erfolgreich. Angeboten werden demnächst auch Fortbildungen für Lehrer und Erzieher.
Infos unter www.helleum-berlin.de
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