Offensive auf Mossul läuft »nach Plan«
Iraks Militär zuversichtlich UN befürchten Massenflucht
Die irakischen Streitkräfte sind am zweiten Tag ihrer Offensive gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) weiter auf Mossul vorgerückt. Die Armee und ihre Verbündeten brachten mehrere Orte im Umland der Großstadt unter ihre Kontrolle, wie das Militär am Dienstag mitteilte. Die UNO und das Rote Kreuz schlugen Alarm: Sie warnten vor einer Massenflucht und einer Katastrophe in Mossul.
Regierungstreue Kämpfer vertrieben die Dschihadisten aus mehreren Dörfern rund um Mossul, wie ein Sprecher der irakischen Anti-Terror-Einheiten erklärte. Die Offensive laufe nach Plan. Ähnlich äußerte sich das US-Verteidigungsministerium. Nach Angaben des Pentagon bombardierten die Kampfjets der US-geführten Militärallianz am ersten Tag des Militäreinsatzes 52 IS-Stellungen. Die Rückeroberung von Mossul sei aber eine »schwierige« und langwierige Mission.
Nach Einschätzung des französischen Verteidigungsministers Jean-Yves Le Drian könnte die Offensive »mehrere Wochen, wenn nicht Monate« dauern. Die Außenminister von rund 20 Ländern treffen sich am Donnerstag in Paris, um über die politische Zukunft Mossuls nach dem Ende der IS-Herrschaft zu beraten.
IS-Kämpfer hatten Mossul im Sommer 2014 in einer Blitzoffensive erobert. Die Hauptstadt der ölreichen Provinz Ninive ist die letzte IS-Hochburg in Irak. Eine Vertreibung aus Mossul wäre ein gravierender Rückschlag für die Dschihadisten, die in Irak bereits erheblich an Boden verloren.
Die nun begonnene Offensive ist der bisher größte Militäreinsatz gegen die Dschihadisten in Irak. An der Seite der irakischen Armee kämpfen auch kurdische Peschmerga-Einheiten und schiitische Milizen. Unterstützung erhalten sie von den Kampfflugzeugen der Anti-IS-Koalition.
Auch die Türkei habe sich mit Luftangriffen an der Offensive beteiligt, sagte der türkische Regierungschef Binali Yildirim am Dienstag. Zu Art oder Ausmaß der türkischen Einsätze machte er keine Angaben. Die Türkei ist Teil der internationalen Anti-IS-Koalition. Allerdings lehnt die irakische Regierung die Teilnahme Ankaras an der Offensive eigentlich ab.
Bagdad verlangt auch den Abzug türkischer Soldaten aus dem kurdischen Autonomiegebiet in Nordirak. Ankara wiederum lehnt es ab, dass schiitische Kämpfer und kurdische Einheiten mit Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) am Sturm auf Mossul beteiligt sind.
Derweil wächst die Sorge um die Zivilisten in der Millionenstadt, die sich auf wochenlange Kämpfe einstellen müssen. Mehr als 500 000 Kinder in Mossul seien in extremer Gefahr, erklärte das Kinderhilfswerk UNICEF. Sie drohten vertrieben zu werden und »zwischen die Frontlinien oder ins Kreuzfeuer« zu geraten, warnte der Leiter von UNICEF Irak, Peter Hawkins. Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Irak, Lise Grande, hatte bereits am Montag vor einer Massenflucht gewarnt.
Das Deutsche Rote Kreuz appellierte am Dienstag an alle Konfliktparteien, das humanitäre Völkerrecht zu achten, Zivilisten zu schützen und Helfern den Zugang zu ermöglichen. AFP
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.