Flüchtlinge wegen Hausfriedensbruchs angezeigt
Rund 120 Geflüchtete nach zweiwöchiger Weigerung in neue Unterkunft umgezogen
Berlin. Rund 120 Flüchtlinge sind am Mittwoch aus einer Notunterkunft in der Bornitzstraße in Lichtenberg ausgezogen. Fast zwei Wochen hatten sie den Schritt verweigert. Sechs bis sieben Bewohner wollten auch am Mittwoch noch das Heim nicht verlassen, weshalb der Betreiber PeWoBe die Polizei rief, wie diese dem »nd« bestätigte. Einem Sprecher zufolge hätten Beamte mit den Betroffenen geredet, es sei zu keinerlei Handgreiflichkeiten gekommen, daher könne auch nicht von einer Räumung die Rede sein. Gegen die sechs bis sieben Flüchtlinge seien Verfahren wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet worden.
Die Geflüchteten hätten bereits am 7. Oktober in eine Notunterkunft in Karlshorst umziehen sollen. Zwei Etagen der Unterkunft in der Bornitzstraße sollen saniert werden. Die bisherigen Bewohner wollten aber nicht dauerhaft in eine Massenunterkunft verlegt werden, sondern forderten, nach der Sanierung zurückkehren zu können. Dort sollen laut Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales aber Familien und andere schutzbedürftige Flüchtlinge einziehen.
Seit vergangenem Wochenende waren der Senatsverwaltung zufolge Deeskalationsteams vor Ort, Mitarbeiter von Tamaja, der Firma, die die Notunterkunft in den Tempelhofer Hangars betreibt, leisteten Soforthilfe. Essen hatte es für die umzugsunwilligen Geflüchteten in der Bornitzstraße nicht mehr gegeben, der Senat hatte die Kostenübernahme bereits gestrichen. Mahlzeiten standen für sie stattdessen in Karlshorst bereit. Laut einer Sprecherin der Senatsverwaltung waren die Schlichtungsversuche am Dienstagmittag eingestellt worden. Von dem Polizeieinsatz habe die Senatsverwaltung keine Kenntnis. jot
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