Sozialverbände fordern deutliches Plus bei Hartz IV für Kinder

Geplante Nullrunde für den Nachwuchs bis sechs Jahre sei ein »sozialpolitischer Skandal« / Kinderhilfswerk fordert neue Grundlage für Regelsatzberechnung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Das Deutsche Kinderhilfswerk und die Diakonie haben den Bundestag zu stärkeren Anhebungen der Kinderregelsätze bei Hartz IV aufgefordert. »Die geplante Nullrunde für Kinder bis zu sechs Jahren ist ein sozialpolitischer Skandal und fernab jeder Realität, die Erhöhung für Jugendliche um fünf Euro ist ein schlechter Witz«, sagte der Präsident des Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, am Freitag in Berlin zur ersten Beratung des Parlaments über die Regelsätze bei Hartz IV, Sozialhilfe und Grundsicherung im Alter. Die Diakonie kritisierte die Neuberechnung der Zahlungen als »willkürlich und unsachgemäß«.

Dagegen begrüßte das Kinderhilfswerk ausdrücklich die vorgesehene Regelsatzerhöhung für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren um 21 Euro auf 291 Euro monatlich. »Damit nähert sich der Regelsatz für diese Altersgruppe langsam einem Wert, der diese Kinder aus der Armut führt«, betonte Krüger. Für Kinder bis sechs Jahren liegt der Regelsatz bei 237 Euro, für Jugendliche ab 14 Jahren soll er auf 311 Euro steigen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk rief die Bundesregierung auf, die Hartz-IV-Regelsatzberechnung für Kinder und Jugendliche auf eine neue Grundlage zu stellen: »Die statistischen Fehlerquellen in den Berechnungen zeigen, dass ein alternatives System nötig ist.« Deshalb sollte die Regierung eine Expertenkommission aus Sachverständigen, Parteien- und Verbandsvertretern sowie Kindern und Jugendlichen einberufen, die eigenständige Kinderregelsätze ermittelt. Ziel müsse es sein, allen Kindern und Jugendlichen ausreichende gesellschaftliche Teilhabe zu sichern.

Diakonie-Vorstand Maria Loheide sagte, mit der Gesetzesänderung werde sich die Lage von rund zwei Millionen Kindern in Deutschland, die in Familien leben, die Hartz IV beziehen, trotz geringfügiger Erhöhungen nicht verbessern. Ihr Verband wolle im November ein eigenes Berechnungsmodell für die Regelsätze vorstellen, das ein transparentes und sachgerechtes Verfahren gewährleistet. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.