Trump setzt auf Altbekanntes
Umstrittener US-Präsidentschaftskandidat legt 100-Tage-Plan vor
Gettysburg. Mit einem 100-Tage-Plan will der US-Republikaner Donald Trump bei einem Wahlsieg am 8. November sofort nach Amtsantritt einen radikalen Wandel einleiten. In einer Rede im historischen Gettysburg listete Trump Dutzende Vorhaben auf - von Neuverhandlungen über internationale Handelspakte bis zu einem Stopp der Einwanderung aus bestimmten Ländern.
Erneut beschuldigte der Präsidentschaftskandidat die Medien, seine demokratische Rivalin Hillary Clinton und das politische Establishment, durch und durch korrupt zu sein. Demnach wollen ihm Clinton - die in den meisten Umfragen in Führung liegt - und die Medien durch die Verbreitung von erfundenen Geschichten die Wahl stehlen.
Jene Frauen, die ihm in den vergangenen Tagen der sexuelle Belästigung beschuldigt haben, will Trump nach der Wahl verklagen: »Sie alle haben gelogen, um meinem Wahlkampf zu schaden.«
Inzwischen ging eine weitere Frau mit Vorwürfen an die Öffentlichkeit. Trumps elfte Anklägerin, eine Pornodarstellerin und Produzentin, trat am Samstag mit der berühmten Frauenanwältin Gloria Allred in Los Angeles an die Öffentlichkeit. Nach ihrer Schilderung lud Trump sie 2006 am Rande eines Golfwettbewerbs in Lake Tahoe in seine Suite ein. Dort habe er - nur mit einem Schlafanzug bekleidet - sie und zwei Begleiterinnen in eine Umarmung gerissen und ohne Erlaubnis geküsst.
Nachdem sie die Räume verlassen habe, seien ihr telefonisch 10.000 Dollar angeboten worden, wenn sie zurückomme, was sie abgelehnt habe. Das Trump-Lager nannte die Anschuldigungen in einer schriftlichen Erklärung »lächerlich«.
Ein Vorwurf anderer Art kam von der mexikanisch-US-amerikanischen Schauspielerin Salma Hayek, wie die »New York Daily News« berichtete. Demnach soll Trump aus Vergeltung für zurückgewiesene Avancen eine Geschichte im Boulevardblatt »National Enquirer« lanciert haben, die sich über ihre Größe - sie misst 1,57 Meter - lustig machte.
In seinem Programm, das er als »Vertrag zwischen Donald J. Trump und dem amerikanischen Volk« bezeichnete, wiederholte der Milliardär weitgehend bereits bekannte Pläne. So will er neu über das nordamerikanische Handelsabkommen Nafta verhandeln, aus dem Transpazifischen Handelspakt TPP aussteigen und »Handelsmissbrauch« durch andere Staaten unterbinden.
Weiter versprach er, unverzüglich mit der Abschiebung straffälliger illegaler Einwanderer zu beginnen und Immigration aus bestimmten »terrorismusanfälligen Regionen« auszusetzen.
Am Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko hält der Immobilienunternehmer ebenfalls fest. Und er versicherte erneut, dass Mexiko dafür zahlen werde - wovon die mexikanische Regierung freilich nichts wissen will.
Den »Sumpf der Korruption in Washington« will Trump unter anderem durch die Begrenzung der Amtszeiten von Kongressmitgliedern trockenlegen. Alle »verfassungswidrigen« Verordnungen von Präsident Barack Obama und dessen Gesundheitsreform sollten ebenso rückgängig gemacht werden wie eine Reihe von Umweltauflagen und anderen Regulierungen.
Trumps Auftritt in Gettysburg sollte symbolträchtig sein. Dort hatte Präsident Abraham Lincoln 1863 bei der Einweihung eines Friedhofes für im Bürgerkrieg gefallene Soldaten zur Einheit aufgerufen und Freiheit und Gleichheit beschworen. Wie damals sei das Land auch heute gespalten, sagte Trump am Samstag. Er wolle die Spaltung »heilen«. Dann verbrachte Trump aber die ersten 15 Minuten der Rede mit massiven Attacken gegen seine Kritiker und die Medien.
Clinton trete nicht gegen ihn an, sondern »gegen Wandel, alle amerikanischen Bürger und alle Wähler«, behauptete Trump. Sie repräsentiere ein System, das manipuliert und kaputt sei - was sich schon darin zeige, dass sie trotz zahlreicher »Gesetzesbrüche« überhaupt kandidieren dürfe.
Clinton erklärte dazu, Trump könne sagen, was er wolle: »Ich denke nicht einmal daran, darauf zu antworten.« Sie wolle sich voll und ganz auf ihre eigene Botschaft konzentrieren, »darauf, was wir dem Land zu bieten haben«. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.