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Frau Unverhofft

Personalie: Katy Hoffmeister (CDU) wird in Schwerin Justizministerin

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Es spricht nichts dagegen, dass Katy Hoffmeister eine gute Justizministerin in Schwerin werden kann. Sie ist Juristin und leitet die Rechts- und Personalabteilung des Rostocker Uniklinikums, eines großen Arbeitgebers in Mecklenburg-Vorpommern. Doch dass die 1973 in Kühlungsborn geborene und bisher wenig bekannte CDU-Frau nun Ministerin wird, liegt an einer Kette von Peinlichkeiten, die viel sagt über die Personaldecke der Nordost-Union.

Erster Akt: die »Rabaukenjägeraffäre«. Ein Jäger hatte 2014 ein totgefahrenes Reh hinter seinem Auto her geschleift, um es zu entsorgen. Ein Foto landete im Netz, der »Nordkurier« schrieb von einem »Rabaukenjäger«. Der sah sich beleidigt, die Staatsanwälte wollten aber kein Verfahren - bis der Generalstaatsanwalt darauf bestand. Da dieser dem Ministerium untersteht und jener Jäger mit Ministerin Uta-Maria Kuder (CDU) bekannt war, entstand ein Geschmäckle. Als dann der »Nordkurier«-Chefredakteur nach einer zwischenzeitlichen Verurteilung seines Reporters für einen kritischen Kommentar angezeigt wurde, mutierte der Unfug zur bundesweit beachteten Affäre.

Die Posse endete schließlich mit Freispruch und spielt offiziell keinerlei Rolle bei Kuders Ersetzung. Dann, Akt zwei, kam die CDU bei der Nachfolgersuche auf den Stralsunder Staatsanwalt Sascha Ott. Bis berichtet wurde, dass dieser auf Facebook AfD-Kommentare »geliked« habe.

So landete Hoffmeister, die als Landesvorständlerin jüngst noch bemängelte, nun wieder drei Männer ins Kabinett zu schicken, unverhofft selbst auf dem Sessel. Dort gibt es viel Arbeit für die Neue, die sich »überrascht« zeigt und ihrer Vorgängerin gute Arbeit attestiert: Es gilt, den Ruf des Hauses zu reparieren, der unter der Jägeraffäre gelitten hat. Sie muss sich im rot-schwarzen Team behaupten, wo es schon mal etwas rabaukenhaft zugeht; vielleicht hilft es, dass sie mit Bodo Wiegand-Hoffmeister verheiratet ist, einem Ex-Landesvize der SPD.

Und dann ist da noch Politik: etwa die extrem unpopuläre Ausdünnung der Amtsgerichte. Die muss Hoffmeister nun umsetzen.

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