Ungarn: Orban-Vertrauter kauft »Nepszabadsag«

Oligarchen-Unternehmen übernimmt größte Oppositionszeitung / Opposition: »Undenkbar«, dass das Blatt in »seinem alten Geist« weitergeführt wird

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der ungarische Verlag, der die vor zwei Wochen eingestellte regierungskritische Tageszeitung »Nepszabadsag« herausgab, ist an regierungsnahe Geschäftskreise verkauft worden. Der neue Eigentümer Opimus Group wird dem Geschäftsimperium des Oligarchen Lörinc Meszaros zugeordnet, eines engen Vertrauten des rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Opimus Press erklärte am Dienstag, den bisherigen Eigentümer der Zeitung, den Mediaworks-Verlag, übernommen zu haben. Die Zeitung war vor gut zwei Wochen ohne Vorwarnung eingestellt worden. Sie hatte immer wieder kritisch über Orban berichtet. Kritiker werfen dem rechtsnationalen Politiker vor, die Medien im Land zu Verlautbarungsorganen seiner Regierung machen zu wollen. Zahlreiche privatwirtschaftliche Medien wurden demnach von regierungsfreundlichen Oligarchen aufgekauft.

Wie das Unternehmen am Dienstagabend auf der Webseite der Budapester Börse mitteilte, erwarb die Opimus Group AG über ihre Medien-Tochter Opimus Press AG 100 Prozent der Anteile der Mediaworks Hungary AG, die sich bislang im Besitz der österreichischen Beteiligungsgesellschaft VCP befunden hatte. Zur Mediaworks gehören neben der »Nepszabadsag« zwölf Regionalzeitungen sowie die Sporttageszeitung »Nemzeti Sport«. Die Einstellung der »Nepszabadsag« hatte auch international für Proteste gesorgt. Die Schließung des Blattes und seiner Online-Version hatte der österreichische Eigentümer damals mit angeblich hohen Verlusten begründet.

Opimus kündigte am Dienstag an, bald eine Entscheidung über einen Neustart der Zeitung »Nepszabadsag« zu treffen: »Die Opimus Press AG wird sich nach der betrieblichen Überprüfung des neu erworbenen Portfolios zuerst und prioritär mit der Möglichkeit des Neustarts der Tageszeitung «Nepszabadsag» befassen und umgehend die entsprechenden Entscheidungen treffen.« Auf der oppositionellen Webseite 444.hu hieß es, angesichts des neuen Eigentümers sei es »undenkbar«, dass das Blatt in »seinem alten Geist« weitergeführt werde. Agenturen/nd

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