Huldigung in Wort, Ton und Plastik
Kulturlandkampagne 2017 macht »Luther und die Reformation in Brandenburg« zum Thema
Als historische Figur hat es Martin Luther auf »Playmobil«-Format geschafft. Nicht zuletzt wegen des weltweiten Interesses am Reformationsjubiläum ist der kleine Plastik-Luther inzwischen ausverkauft, teilte Kulturministerin Martina Münch (SPD) mit, als sie am Freitag Brandenburgs Programm im Rahmen Reformationsjahres vorstellte. Sie hoffe und erwarte, dass davon der Kulturtourismus im Land insgesamt profitiere.
Mehr als 300 Veranstaltungen werden 2017 auf Luther und die Reformation Bezug nehmen, erklärte die Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte, Brigitte Faber-Schmidt. Was Bund und Länder, vor allem Sachsen-Anhalt, vorbereitet hätten, könne »kaum noch einer überblicken«. Brandenburg steuere seinen Beitrag bei, seien doch Städte wie Jüterbog, Prenzlau, Mühlberg, Frankfurt (Oder) und Brandenburg/Havel durchaus Zentren der Reformation gewesen.
»Die Reformation war kein alles umstürzender Moment«, sagte Faber-Schmidt. Im Museum der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam werde es aus diesem Anlass eine Ausstellung »Luther und die Folgen« geben. Auf den Einwand, dass zu den Folgen doch auch die gerade Deutschland so verheerenden Religionskriege gehörten, die Abermillionen Menschen das Leben kosteten und in ganze Landstriche verwüsteten, sagte Ministerin Münch, 2017 begehe man »kein Hurra-Jubiläum«. Es gehe auch darum, die durch die Reformation ausgelösten Kriege zu untersuchen, gerade weil in unserer Zeit Unsicherheit und religiös motivierte Konflikte zunähmen.
Es sei zu beobachten, dass die beiden großen Kirchen in Deutschland vor dem problematischen historischen Hintergrund gerade heute um ein besseres Verhältnis zueinander ringen, so Münch. Angesichts der Tatsache, dass die Kirche Martin Luthers in den vergangenen 25 Jahren in Ostdeutschland fast die Hälfte ihrer Mitglieder verloren habe, müsse die Kirche sich dem stellen und ihren Stellung in der Welt neu bestimmen. Der Ansatz müsse aber ein kulturpolitischer sein und bleiben. »Wir sind nicht quasi missionarisch unterwegs«.
In Frankfurt (Oder) gebe es nur noch wenige Orte, an denen das Geschehen am Beginn der Reformation nachvollzogen werden könne, sagte die Chefin der städtischen Kulturbetriebe, Sabine Wenzke. Zunächst sei die Stadt gegenreformatorisch eingestellt gewesen, habe als »Anti-Wittenberg« gegolten. Nach dem Übertritt der brandenburgischen Kurfürsten zum Luthertum »entwickelte sich Frankfurt zum zentralen Dreh- und Angelpunkt der Reformation«.
Mehrere Veranstaltungen und Ausstellungen werden sich den Themen Reformation und Freiheit widmen. Auch geht es um die Frage, wo dieses religionsgeschichtliche Ereignis Freiheits- und Demokratievorstellungen geprägt hat. Der Mann, dessen Satz »Hier stehe ich, ich kann nicht anders« weltberühmt wurde, gilt als Freiheitsapostel, obwohl sich der Entscheidung des jeweiligen Landesherrn, sich protestantisch oder katholisch zu bekennen, keines seiner »Landeskinder« entziehen konnte.
Eine Lanze für den Gegen-Luther Johann Tetzel, der Pfarrer in der Stadt Jüterbog war, brach Jens Katterwe, Sachgebietsleiter Kultur der Stadt. Tetzel werde als geldgieriger Knecht des Papstes dargestellt. Sowohl der umstrittene Ablasshandel, gegen den Luther so polemisierte, als auch die Person Tetzels seien aber »mit vielen Vorurteilen und Klischees behaftet«. Eine Ausstellung »Tetzel-Ablass-Fegefeuer« werde die »Geschichte hinter den Geschichten« zeigen.
Dass die Klöster auch auf dem heutigen Gebiet Brandenburgs als erste von der Reformation ergriffen wurden, sei bis in die Gegenwart erkennbar. Darauf verwies der Geschäftsführer des Verein Kulturfeste, Christoph Wichtmann. Es gebe im ganzen Land noch einen einzigen Mönch und ganz wenige Nonnen. Im kommenden Jahr werde auch hörbar, dass die Reformation bedeutende musikhistorische Auswirkungen gehabt habe. Nicht zuletzt Johann Sebastian Bach sei ohne Reformation gar nicht zu deuten. Auch ein zeitgenössisches Musical - »Martin L. - Rebell« werde 2017 aufgeführt, vor dem Hintergrund der Stadt Schwedt.
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