Firnis sozialen Friedens ist dünn

Marokko leidet weniger unter Spannung als seine Nachbarn, doch Perspektiven fehlen

  • Roland Etzel, Agadir
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

»Wir sind alle Mouhcine« - auch die marokkanische Jugend ist inzwischen gut vernetzt. Und so vor allem ist es wohl zu erklären, dass sich die Wut sehr schnell fortpflanzte und in allen marokkanischen Städten, in denen in den vergangenen Tagen junge Leute demonstrierten, vor allem dieser gleiche zornige Ruf erschallte. Mouhcine (Muhsin) Fikri ist der Name jenes 31-jährigen Fischhändlers, der am Freitag in der Mittelmeerstadt Al-Hoceima auf grausame Weise in der Presse eines Müllwagens zu Tode gekommen war. Ob Mord oder Selbstmord oder Unglück - ausgelöst auf jeden Fall durch behördliche Schikanen. Deshalb wurde auch in Hunderte Kilometer entfernten Großstädten wie Casablanca, Marrakesch und der Hauptstadt Rabat protestiert.

Zwei nicht nur marokkanische gesellschaftliche Phänomene werden dabei offenbar: Fast jeder zweite Marokkaner dieser Altersgruppe hat ein Smartphone und mindestens genauso viele sind strukturell unterbeschäftigt,...


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