Die Rekrutierer

Festnahme von fünf Islamisten in NRW und Niedersachsen / Bundesanwaltschaft: Wollten Kämpfer für »Islamischen Staat« anwerben

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Polizei in den frühen Morgenstunden bei Hasan C. in Duisburg-Rheinhausen anrückt. Der 50-jährige Türke betreibt dort ein Reisebüro, dieses gilt als Ausreisezentrale für Islamisten, die in Syrien und Irak für den »Islamischen Staat« (IS) kämpfen wollen. Vergangene Durchsuchungen, zuletzt im August, verliefen glimpflich für Hasan C. Die Polizei rückte an, beschlagnahmte Beweismittel und verschwand wieder. Dabei sind die Vorwürfe gegen den 50-Jährigen nicht unerheblich.

Mit dem Reisebüro in den Jihad

Sein Reisebüro soll Islamisten nicht nur bei der Ausreise geholfen haben, sondern er soll auch an der Radikalisierung von Islamisten in Deutschland beteiligt gewesen sein. Die jugendlichen Islamisten, die im vergangenen April einen Sprengstoffanschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen begangen haben, sollen im Hinterzimmer des Reisebüros islamistischen Predigern gelauscht haben. Danach schritten sie wohl zur Tat, planten ihren Anschlag, bei dem ein Mensch starb.

Am Dienstag ging die Bundesanwaltschaft gegen das salafistische Netzwerk um Hasan C. und Ahmad Abdulaziz Abdullah A., der sich »Abu Walaa« nennt, vor. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurden fünf Islamisten aufgrund von Haftbefehlen des Ermittlungsrichters des Bundesgerichtshofs festgenommen. Die Altersspanne der Männer reicht von 26 bis 50 Jahren. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen die Bildung eines »überregionalen salafistisch-jihadistischen Netzwerks« vor. Ralf Jäger, Innenminister von Nordrhein-Westfalen geht davon aus, dass die Salafisten vorrangig das Ziel hatten, junge Menschen zu radikalisieren und zur Ausreise in das Gebiet des »Islamischen Staates« zu motivieren. Den Ermittlungen seien intensive Ermittlungen des Generalbundesanwalts und des Landeskriminalamtes von Nordrhein-Westfalen vorausgegangen.

Salafistischer Prediger als Youtube-Star

Der in Tönisvorst bei Krefeld, lebende Islamist »Abu Walaa« ist die zentrale Figur bei den aktuellen Festnahmen. Der 32-jährige Salafisten-Prediger tritt auf Facebook und YouTube immer wieder unversöhnlich auf. Eine Distanzierung vom »Islamischen Staat« gibt es von ihm nicht. In den vergangenen Monaten lieferte er sich deshalb einen Streit mit Pierre Vogel – ebenfalls Salafisten-Prediger und ein Star der Szene. Vogels Distanzierung vom IS, der diesen als »Idiotischen Staat« bezeichnete, führte bei »Abu Walaa« zu ernsthaften Anfeindungen gegen Vogel. Er sei vom Glauben abgefallen, unterstütze die Ungläubigen hieß es auf der Facebook-Seite von »Abu Walaa«. Abdulaziz Abdullah A. tritt dabei zwar weniger radikal auf als nach Syrien ausgereiste Islamisten wie Denis Cuspert, macht aus seiner Sympathie für den Dschihadismus allerdings auch kein Geheimnis.

Medienaffin: Einer der Festgenommenen hatte sogar eine eigene App um seine Ideologie zu verbreiten.

Der Generalbundesanwalt und der NRW-Innenminister sind sich sicher mit den Festnahmen einen zentralen Schlag gegen die islamistische Szene erreicht zu haben. Minister Jäger spricht von »Strippenziehern« des deutschen Islamismus und erklärte: »Hier ist ein Schlag gelungen gegen die Chefideologen der salafistischen Szene in Deutschland.« Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wertete die Verhaftungen als »wichtigen Erfolg«. Diese gute Nachricht zeige, dass die Sicherheitsbehörden »aktiv, entschlossen und wachsam sind«, sagte er am Dienstag in Berlin. »Wir wollen nicht, dass Terrorismus in Deutschland stattfindet, und wir wollen nicht, dass Terrorismus aus Deutschland exportiert wird«, so de Maizière.

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