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»Verstehen kann man Russland nicht«
Evgenij Vodolazkins »Laurus«: Ein Wunderheiler des Mittelalters als positiver Held des russischen Gegenwartsromans
Im Jahre 1927 prophezeite der russische Philosoph Nikolai Berdjajew, der Sowjetkommunismus werde zu einem »neuen Mittelalter« führen. Zahlreiche Wunschbilder, die Russlands orthodoxe Publizistik, Kunst, Film und Literatur in jüngster Zeit verbreiten, bestätigen diesen Eindruck. Sie alle greifen auf den Mythos vom Dritten Rom zurück, die Sehnsucht nach einer imperialen Nachfolge von Rom und Byzanz, die der Pskower Mönch Filofej im 16. Jahrhundert formuliert hat.
So fordert der Publizist und Politologe Jegor Cholmogorow eine russische »Hagiopolitik«, eine durch die Religion legitimierte, quasi gottgewollte Zentralgewalt. Tichon, der Bischof von Jegorjewsk, Putins Beichtvater, erzählt in seinem Buch »Unheilige Heilige« (2011) im Stil der altrussischen Heiligenlegenden die Viten von Mönchen, die Menschen heilen, berichtet von Atheisten, die sich im Angesicht des Todes haben taufen lassen, wie der Schriftsteller Bulat Okudshawa, der Fi...
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