... und keinerlei Protest wurde laut

Karin Orth berichtet über die Vertreibung der jüdischen Gelehrten und die Mitschuld der Deutschen Forschungsgemeinschaft

  • Karlen Vesper
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Wenige Wochen nach der Befreiung vom Faschismus schrieb die ins britische Exil getriebene Physikerin Lise Meitner an Otto Hahn: »Ihr habt alle für Nazi-Deutschland gearbeitet. Und habt auch nie nur einen passiven Widerstand zu machen versucht. Gewiß, um Euer Gewissen loszukaufen, habt Ihr hier und da einem bedrängten Menschen geholfen, aber Millionen unschuldiger Menschen hinmorden lassen, und keinerlei Protest wurde laut.« Die evangelisch getaufte Tochter eines jüdischen Anwalts forderte ihre deutschen Kollegen auf, »eine offene Erklärung abzugeben, dass Ihr Euch bewusst seid, durch Eure Passivität eine Mitverantwortung für das Geschehen auf Euch genommen zu haben, und dass Ihr das Bedürfnis habt, so weit das Geschehen heute überhaupt gut gemacht werden kann, dabei mitzuwirken.«

Das geschah nicht. Keine deutsche Wissenschaftsorganisation bekannte sich zu einer Schuld oder Mitschuld an den Verbrechen unterm Hakenkreuz, auch die De...


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