Kurdische Kommandeurin Felat
Ziel: »Die kurdische und die syrische Frau von den Fesseln der traditionellen Gesellschaft und ganz Syrien von Terrorismus und Tyrannei zu befreien«
Mehr als 20.000 Frauen, so wird geschätzt, kämpfen gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Es gibt auch assyrische und arabische Kämpferinnen, aber überwiegend sind es kurdische Frauen, die sich etwa an der kürzlich begonnenen Offensive auf den IS in Raqqa beteiligen. Eine der wichtigsten von ihnen ist Rojda Felat. Sie befehligt 15.000 Kämpferinnen und Kämpfer und führt ein Oberkommando der Operation, die die inoffizielle IS-Hauptstadt befreien soll.
Die Motivation der Mittdreißigerin ist dabei explizit feministisch: »Mein Hauptziel ist es, die kurdische und die syrische Frau von den Fesseln der traditionellen Gesellschaft und ganz Syrien von Terrorismus und Tyrannei zu befreien«, sagte sie in einem Interview. Felat ist Teil des von den USA unterstützten Bündnisses der Demokratischen Kräfte Syriens. In diesem sind die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und deren Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) die stärksten Kräfte. Sie stehen der in westlichen Staaten als Terrororganisation geltenden Kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe. In dieser gibt es eine lange zurückreichende sozialistisch-feministische Tradition, eigenständige Fraueneinheiten existieren seit 1992.
Internationale Aufmerksamkeit zogen die YPJ-Einheiten beim Kampf um Kobane vor zwei Jahren auf sich. Ein Drittel der YPG-Kämpfer waren weiblich. Eine von ihnen, Arin Markin, zählt Felat zu ihren Vorbildern. Markin beging einen Selbstmordanschlag auf den IS, als ihr drohte, von diesem gefangen genommen zu werden.
Felats anderen Vorbilder sind männlich: Napoleon, Bismarck und der kurdischstämmige erste Sultan von Ägypten, Saladin. Frauen als große militärische Strategen - das hat noch Seltenheitswert. Sollte Felat in ihrem Kampf um die Befreiung der »Hauptstadt des weltweiten Terrorismus« Erfolg haben, würde sich das ändern. Helfen könnte ihr dabei auch, dass sich IS-Kämpfer davor fürchten, von Frauen getötet zu werden. Denn dann ist es Essig mit der erhofften Glückseligkeit im Paradies.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.