Gewalt eskaliert in Nordafghanistan

Anschlag auf deutsches Generalkonsulat: Vier Tote / Bundeswehr erschoss zwei Motorradfahrer

  • Lesedauer: 2 Min.

Masar-i-Scharif. Nach dem Anschlag auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif hat die Bundeswehr in der nordafghanischen Stadt zwei Motorradfahrer erschossen. Die beiden Männer sollen sich am Freitag über die Aufforderung, vor dem Anschlagsort anzuhalten, hinweggesetzt haben. Zuvor waren beim Angriff von radikal-islamischen Taliban-Milizen auf das Konsulat mindestens vier Menschen getötet und 128 verletzt worden.

Die schwer beschädigte Auslandsvertretung muss nun vermutlich auf Monate hinaus geschlossen bleiben. Das Personal - etwa zwei Dutzend Diplomaten und andere Mitarbeiter - wurde in ein etwa zehn Kilometer entferntes Bundeswehrlager in Sicherheit gebracht. Alle Deutschen blieben unverletzt.

Unklar war zunächst, warum die Motorradfahrer nicht anhielten. Der Sprecher des Gouverneurs der nordafghanischen Provinz, Munir Farhad, sagte, die beiden Männer seien Zivilisten gewesen und nicht, wie von den deutschen Soldaten befürchtet, weitere Taliban-Angreifer. Der Leiter des größten Krankenhauses der Stadt, Nur Mohammed Fais, bezeichnete die beiden als Angestellte eines Restaurants.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte dazu in Berlin, die Lage sei »noch nicht vollständig geklärt«. Die Motorradfahrer seien aber trotz »Signalmunition« und Warnschüssen weitergefahren.

Masar-i-Scharif galt bislang als verhältnismäßig sichere Stadt. Das Konsulat wurde erst im Juni 2013 eröffnet. Im Bundeswehr-Lager Camp Marmal sind nach dem offiziellen Ende des internationalen Kampfeinsatzes derzeit noch etwa 800 deutsche Soldaten stationiert. Sie sollen bei der Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte helfen.

Bei dem Anschlag am Donnerstagabend kam auch einer der Attentäter ums Leben. Die Taliban hatten gegen 23 Uhr (Ortszeit) einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in die fünf Meter hohe Schutzmauer des Konsulats gerammt. Dann zündeten sie eine Bombe, die auf der Ladefläche versteckt war. Ein zweiter Attentäter sei festgenommen worden, sagte Gouverneurssprecher Munir. Er korrigierte damit frühere Angaben, wonach es noch einen dritten Angreifer gab.

Der genaue Hergang war allerdings am Tag danach noch immer unklar. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von »schwer bewaffneten Terroristen«, die nicht nur auf das Gelände vorgedrungen waren, sondern auch ins Konsulatsgebäude.

Nach Angaben der Bundeswehr gab es einen »anhaltenden Schusswechsel mit einer unbekannten Anzahl Angreifer«. Das Botschaftspersonal konnte sich in einen Schutzraum retten. Aus Sicherheitsgründen arbeiten die Diplomaten nicht nur in dem Konsulat, sondern leben auch dort.

Nach Krankenhaus-Angaben wurden mindestens 128 Menschen verletzt. Die Vereinten Nationen berichteten, dass unter den Verletzten auch 38 Kinder seien. Agenturen/nd

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