Wo »Russe« keinen drohenden Klang hat

Leipziger Bürger wollen Graswurzelbewegung für bessere Nachbarschaft / Abgrenzung von Trittbrettfahrern

  • Hendrik Lasch, Leipzig
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Wenn man als junger Mensch beim Pilzesammeln Erkennungsmarken toter Soldaten findet, hinterlässt das Spuren. Wenn man sieht, wie Menschen in Erdlöchern hausen, weil ihre Dörfer zerstört sind, ist das ein einschneidendes Erlebnis. Wenn man erfährt, dass daran die eigenen Landsleute schuld sind, werden Denken und Empfinden auf Lebenszeit geprägt. »Ich spüre Respekt und Dankbarkeit für Russen, Ukrainer und Weißrussen«, sagt Cornelius Weiss, »in gewisser Weise auch Mitleid.«

Weiss hat seine Jugend in der Sowjetunion verbracht; sein Vater war als Atomphysiker in das Land gebracht worden. Später studierte er in Minsk und Rostow am Don Chemie. Jetzt ist er 83 und beobachtet mit Entsetzen, wie sich das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland rasant abkühlt. Von einem neuen Kalten Krieg ist bereits die Rede. Der »Gestank des Krieges« kehre in die Erinnerung zurück, sagt der frühere Rektor der Leipziger Universität und Ex-Fraktionschef ...


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