Wie Frau Glinka katholisch wurde

Tragikomisches aus der süddeutschen Provinz: die absurden, ins Satirische spielenden Kurzerzählungen von Bov Bjerg

In der Gemeinde erzählte man sich Unglaubliches: Frau Glinka sei früher evangelisch gewesen. Genauso gut hätte man mir erzählen können, sie sei früher ein Mann gewesen. Katholisch war man von Geburt an oder man war es eben nicht.» Meistens war man es. Ja, wir sind in der schwäbischen Provinz, auf der schwäbischen Alb.

Erzählt wird hier von allerlei: vom Aufwachsen im Milieu eines Kleinbürgertums, in dem Kunst oder Literatur nichts galten, weil Ordnung, Fleiß und Geldverdienen wichtiger waren als Flausen im Kopf; von gesellschaftlichen Außenseitern; aber auch von der nicht vergehenden Nazivergangenheit.

Oder von sozialen bzw. Klassenunterschieden, wie man früher gesagt hätte: Die Glinkas zum Beispiel «hatten keine Tapeten an den Wänden, sondern Bücherregale», was zweifellos schon sonderbar genug war. «Wo war der Fernseher? Ein Wohnzimmer ohne Fernseher? Absurd. Andererseits: Wo Evangelische katholisch wurden, da war vieles mög...


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