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Es gab kein Vorher

Helmut Satz begab sich auf die Spur des Urknalls

  • Dieter B. Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Moment Null unseres Universums, der sogenannte Urknall, bereitet vielen Unbehagen. Hat es einen solchen Moment überhaupt jemals gegeben? Beschreiben kann ihn jedenfalls keine noch so ausgefeilte Theorie. Doch sollte das Universum tatsächlich irgendwann entstanden sein, was war zuvor? Wo kam es her? Die übliche Antwort auf diese Frage (und man kann sich dabei auf Einstein berufen) lautete: Mit dem »Urknall« sind auch Raum und Zeit entstanden. Deshalb ist die Frage nach einem »Vorher« sinnlos. Es gab keine Zeit vor dem Beginn. Das aber will dem normalen Gehirn nicht einleuchten. Auch vor meiner eigenen Geburt gab es ein VORHER, wenn auch nicht mich selbst.


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* Helmut Satz: Kosmische Dämmerung. Die Welt vor dem Urknall. C.H.Beck. 188 S., geb., 19,95 €.


Genau dieses Problem treibt den Autor um, der sich als Professor für Theoretische Physik an der Uni Bielefeld seit langem mit der Frühgeschichte des Weltalls beschäftigt hat. Dabei lässt er die gesamten Vorstellungen Revue passieren, die wir uns gegenwärtig über die Geschichte des Universums machen. Anders geht es auch gar nicht. Sehr gelungen sein Versuch, immer wieder auf Vergleiche zurück zu greifen, die dem Leser aus dem Alltag bekannt sind, um komplizierte Sachverhalte wie Symmetriebrüche in der Geschichte des Universums zu verdeutlichen. Natürlich treffen solche Vergleiche nur bedingt ins Schwarze, denn das Weltall ist nun einmal etwas ganz anderes als ein Eimer mit Wasser, das entweder zu Eis gefriert oder verdampft. Dennoch sind solche Anknüpfungen an Bekanntes hilfreich, um dem interessierten Leser wenigstens eine Idee über die Geschichte des Universums zu vermitteln.

Keine der vielen spannenden Fragen ist ausgelassen. Sowohl die Elementarteilchenphysik als auch die Probleme der ominösen Dunklen Materie und der Dunklen Energie kommen zur Sprache. Doch wie die Welt vor dem Urknall beschaffen war, erfahren wir letztlich nicht. Das Buch endet mit einer »neuen Schöpfungsgeschichte«, deren Kernaussage lautet: »Aus der Urwelt schuf Gott Raum und Zeit.« Selbst wenn »Gott« hier nur als Metapher gemeint sein sollte, war es doch nach Meinung des Autors eine »Urwelt«, aus der unser Universum hervorging. Und die war »ohne Anfang und Ende, ohne Vorher und Nachher, ohne Früher und Später, ohne Hier und Dort, ohne Oben und Unten, ohne Form und Struktur, ohne Groß und Klein«. Ein Schelm, der behauptet, sich das vorstellen zu können.

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