In Balkankneipen

Martin Leidenfrost besuchte ein paar der harmloseren Unruheherde im Südosten des Kontinents

  • Martin Leidenfrost
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Ich fahre über den Balkan, von einem Unruheherd zum nächsten. Da man nie weiß, wie lange es noch geht, führe ich die Begehungen beim Branntweiner durch, mit Slibowitz oder Viljamovka, gebrannter Birne.

Spuž, Montenegro, ein Vorort der Hauptstadt Podgorica, ist für seinen Schwerverbrecherknast bekannt. Hier sitzen zwölf serbische Bürger wegen eines angeblichen Putschversuchs am Wahlabend des 16. Oktober ein. Es ist schon dunkel, ein nasser Nebel drückt auf das strukturlos langgezogene Dorf. Vor dem hohen Gefängniszaun ein Rudel schmutzig-weißer Straßenköter. Die umliegenden Häuser sind mit Mauern und Kameras geschützt. Nun ja, erst im September wurde ein Häftling, als er im Knasthof seine Runde drehte, von einem Heckenschützen abgeknallt.

Vor der Haupteinfahrt eine Kneipe. Im ersten Stock ist das »Lepenac« ein Rohbau ohne Fensterglas, im Erdgeschoss bin ich der letzte Gast. Die hüftsteife blondierte Wirtin wirft den Ofen an, z...


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