Mit dem Rucksack durch Australien? Wird teuer!

Mit dem Working Holiday-Visum werden Backpackers künftig mit 15 Prozent auf ihre Einkommen zur Kasse gebeten

  • Barbara Barkhausen
  • Lesedauer: 3 Min.

Sydney. Farmer und Reisende atmeten gleichermaßen auf, als die australische Regierung am Montag einen Kompromissvorschlag auf den Tisch legte: Demnach sollen Reisende mit dem sogenannten Working Holiday-Visum künftig mit 15 Prozent besteuert werden. Dieser Steuersatz gilt vom ersten verdienten Dollar an. Sie begrüße die Entscheidung, twitterte beispielsweise die Vorsitzende einer der Bauernverbände, Fiona Simson. Noch fehlt zwar die Senatsabstimmung, doch es wird erwartet, dass die regierende liberal-konservative Partei genügend Zustimmung für ihren Vorschlag erhalten wird.

Monatelange Diskussionen finden ein Ende

Zuvor war monatelang über eine Steuer für Rucksackreisende, die Arbeit und Reisen in Australien verbinden dürfen, gestritten worden. Bisher sind bis zu 18.200 australischen Dollar (12.800 Euro/13.700 Franken) Einkommen keine Steuern fällig. Erst danach wird mit 19 Prozent besteuert, doch nur wenige Reisende verdienen ohnehin mehr. Den Großteil des Verdienten geben die jungen Leute dabei während ihrer Reisen im Land wieder aus, das Geld fließt also zurück in die australische Wirtschaft.

Im vergangenen Jahr war zunächst vorgeschlagen worden, die Reisenden ab dem ersten Dollar mit 32,5 Prozent zu besteuern. Doch dies erregte teils emotionale Diskussionen im Land, sodass der Prozentsatz immer weiter nach unten korrigiert wurde – bis auf jetzt 15 Prozent. »Wir hatten eine Menge französischer Reisender im vergangenen Jahr, die über den Plan verärgert waren«, sagte Joanne Johnson, die ein Vermittlungsbüro für Kurzzeitarbeitsplätze in Australien betreibt, dem »Guardian«. Sie hätten ihren Freunden gesagt, doch lieber nach Neuseeland zu gehen.

Farmer sind auf Rucksackreisende angewiesen

Auch die australischen Farmer äußerten wiederholt ihren Unmut über die geplante Steuer. Denn Australiens Farmer sind auf ihre »Backpackers«, wie die Rucksackreisenden in Australien genannt werden, angewiesen. Ohne sie wäre die Ernte von Mangos, Kirschen, Orangen oder Äpfeln schier unmöglich. Laut der National Farmers’ Federation (NFF) sind ein Viertel aller Landarbeiter Rucksackreisende.

Insgesamt kommen jedes Jahr etwa 150.000 junge Backpackers nach Australien. Neben einigen asiatischen Ländern stammen sie meist aus Westeuropa – vor allem aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien. Die Schweiz und Österreich haben mit Australien bisher kein Working-Holiday-Abkommen geschlossen – junge Reisende aus diesen Ländern können bisher nur ein Touristenvisum beantragen und dabei für Kost und Logis arbeiten.

Auswanderung auf Zeit

Das Working-Holiday-Visum erlaubt jungen Reisenden im Alter von 18 bis 30 Jahren für ein Jahr in Australien zu leben und zu arbeiten, quasi auf Zeit auszuwandern und dabei Urlaub und Arbeit zu verbinden. Das Visum kann auf 24 Monate verlängert werden, wenn Reisende mindestens drei Monate in einer ländlichen Region arbeiten, zum Beispiel auf einer Farm. Letztere Arbeit ist jedoch hart und nicht immer gut bezahlt. In der Vergangenheit kamen sogar Stimmen auf, die davon sprachen, dass die jungen Reisenden ausgenutzt und nicht immer gut behandelt würden.

Eine Rucksackreisende erklärte, dass es vor allem auf die Art der Farm ankomme. Kirschen zu pflücken lohne sich beispielsweise durchaus, da habe sie bereits 250 australische Dollar pro Tag verdient. Äpfel, Orangen und Birnen seien dagegen nicht so gut. »Das ist schwere Arbeit, man braucht Leitern und es ist ermüdend«, sagte Helene Chaphuif. Für 500 Kilogramm Obst habe sie 30 bis 40 Dollar verdient, das wären etwa 20 Dollar für drei Stunden Arbeit.

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