Pacta sunt servanda, Herr Schäuble!

In den Augen von Kostas Chrysogonos übersieht der deutsche Finanzminister die Opfer, die die Griechen in den vergangenen Jahren bringen mussten

  • Kostas Chrysogonos
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Zu den Lieblingsthemen des deutschen Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble gehört die Kritik an der Umsetzung des von der EU diktierten »Sparkurses« in Griechenland. Die Vorwürfe werden immer lauter, je näher die Daten für die Auszahlung der nächtesten Kredittranche rücken. Wie jetzt, kurz vor dem 5. Dezember, an dem eine weitere Zahlung fließen soll. Bereits am 18. November hatte Schäuble erneut behauptet, die Griechen lebten über ihre Verhältnisse: »Sie haben erheblich höhere Sozial-und Rentenleistungen im Verhältnis zu ihrem Bruttoinlandsprodukt, wie ebenfalls im Verhältnis zu Deutschland«, erklärte er außerdem.

Doch sind beide Äußerungen falsch und offensichtlich dazu geeignet, Griechenland und seine Bevölkerung insbesondere in den Augen der Deutschen zu diskreditieren. Denn ein Land lebt über seine Verhältnisse, wenn es ein hohes Leistungsbilanzdefizit aufweist, das heißt, wenn es wesentlich durch Kapitalübertragungen aus dem Rest der Welt seinen Konsum finanziert. Das ist in Griechenland jedoch nicht der Fall. Es wird im Jahr 2016 einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als einer Milliarde Euro erzielen. Und was die griechischen Rentner angeht: Deren durchschnittliche Rente beträgt nach den letzten Kürzungen etwa 665 Euro monatlich, also knapp mehr als die Mindestsumme für einen anständigen Lebensstandards, der von der International Labor Organisation (ILO) auf 580 Euro pro Monat geschätzt wird.

Herr Schäuble verschweigt zudem, dass die griechischen Sparpakete die Situation der Wirtschaft beziehungsweise der Fa...


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