Spaniens Fußball droht neuer Steuerskandal
Spieler von Real Madrid um Superstar Cristiano Ronaldo geraten nun ins Visier der Ermittler
Der Steuerskandal, der sich um den spanischen Fußballklub Real Madrid entwickelt, soll nun auch die Bundesrepublik erreicht haben. Der deutsche Nationalspieler Mesut Özil, ein ehemaliger Spieler der »Königlichen«, soll mehr als zwei Millionen Euro Steuern an Spaniens Finanzbehörden nachgezahlt haben - und zusätzlich eine Strafe von fast 800 000 Euro. Das hat ein internationales Recherchenetzwerk veröffentlicht, zu dem das deutsche Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« gehört. Demnach habe Özil, der nun für den britischen FC Arsenal spielt, zwar die Forderung beglichen, aber Widerspruch eingelegt.
Diese Informationen stammen aus Daten, die »Football Leaks« dem Netzwerk zur Verfügung gestellt habe. Die Betreiber der Enthüllungsplattform sorgen seit Tagen in Spanien für Aufruhr. Zunächst war am Donnerstag »El Confidential« vorgeprescht und hatte daraus über den Real-Star Cristiano Ronaldo zitiert. Die Zeitung war auch an der Veröffentlichung der »Panama Papers« im Frühjahr beteiligt, in der aufgeflogen war, dass Lionel Messi vom FC Barcelona in Steuerparadiesen aktiv war. Doch wie beim Spitzenspiel in Barcelona am Samstag, als Madrid in letzter Minute zum 1:1 ausglich, scheint auch dessen portugiesischer Superstar Ronaldo zum argentinischen Rivalen in Steuerfragen ausgleichen zu wollen.
Für Ronaldo könnte es sogar noch schlimmer kommen als für Messi, denn nach Angaben von »El Mundo« soll Ronaldo mehr als 150 Millionen Euro aus Vermarktungsrechten in Briefkastenfirmen vor den Steuerbehörden verborgen haben. Das hatte auch Messi in geringerem Umfang getan, dann fünf Millionen Euro Steuern nachgezahlt, und den Betrug gestanden. Er und sein Vater wurden zu 21 Monaten Haft verurteilt. Strafen unter zwei Jahren werden normalerweise zur Bewährung ausgesetzt.
Im Fall Ronaldo geht es - anders als bei Özil - nicht nur um die Frage, wie Honorare an Berater bei Transfers steuerlich zu bewerten sind. Ronaldo und sein Agent Jorge Mendes behaupten zwar, man habe keinerlei Steuerschulden in Spanien. Doch nach Angaben von »El Mundo« handele es sich um ein »sehr ernsthaftes Problem« für die Kunden von Mendes. Die Zeitung zitiert aus einer E-Mail, in der die Anwaltskanzlei Senn Ferrero nach Beginn der Ermittlungen ihrem Kunden schrieb, er habe gute Gründe, »kalte Füße« zu bekommen. Man sei einst den Ratschlägen der Anwälte nicht gefolgt »und nun bleibt abzuwarten, wie das ausgeht«.
Wieder anders gelagert ist der Fall des Ex-Trainers von Real Madrid. Der Portugiese José Mourinho, der nun Manchester United trainiert, soll nicht nur Geld über Steuerparadiese geschleust haben, sondern seine Steuerlast in seiner Zeit in Spanien über fiktive Ausgaben um eine Million Euro gesenkt haben. Die schon erwähnte Anwaltskanzlei habe in E-Mails eingestanden, dass diese Ausgaben inexistent seien.
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