Auf die allgemeine Gesundheit!
Das Kriminaltheater serviert »Fisch zu viert« von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer
Landleben in Friedrichshain. In der Palisadenstraße öffnete sich der Vorhang für eine Idylle nahe Neuruppin vor langer Zeit. Das Kriminaltheater zeigt »Fisch zu viert« von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer.
Die schwarze Komödie wird landesweit gern in den Spielplan genommen. Sie besitzt eine gewisse Delikatesse und wurde unübersehbar mit großem Vergnügen geschrieben. Allerdings spaziert die Geschichte auf schmalen Grat. Es liegt im Geschick des Inszenierenden, Lust und Witz zu verbinden, nicht auf vermeintlichen Steilvorlagen auszurutschen. Schließlich geht es um die Vorlieben dreier sich nicht mehr in der Jugendzeit befindlichen Schwestern, die sich über Jahre - im Winter in Charlottenburg, im Sommer im Landhaus nahe Neuruppin - für gewisse Stunden den Diensten des Dieners Rudolf bedienen.
Nicht, dass es ihm nur Last gewesen wäre. Doch das mergelt den stärksten Mann aus, weiß Matti Wien als Erschöpfter herrlich darzustellen. Entkräftet will nun Rudolf den Dienst nach 30 Jahren »universeller Tätigkeit« quittieren und zur Erholung auf Reisen gehen. Er fordert dafür den versprochenen Zehrgroschen ein. Jede der Schwestern, die ihre Beziehung zu ihm voreinander geheim halten, sagte dem Mann zu, ihn finanziell zu belohnen.
Wie Gräten im Hals stecken Charlotte, Cäcilie und Clementine nun ihre einst heiß gehauchten Zusagen. Besänftigen lässt sich Rudolf jedoch nicht, selbst wenn ihm die Damen wieder und wieder den Schnaps kredenzen, den sie extra für ihn im Haus haben. »Auf die allgemeine Gesundheit!«, ruft er jedes Mal aus. Die wird im Landhaus oft erwähnt, bei all den Naturalien aus der Region, dem guten Fisch.
Humorvoll balanciert die Inszenierung auf dem Grat. Sven Seemann, der als Technischer Leiter des Hauses Erstaunliches für bisherige Inszenierungen zuwege brachte, schuf mit seinem geglückten Bühnenbilddebüt für all das eine gute Atmosphäre. Uta Schorn, Cornelia Lippert und Maria Jany überzeugen in den unterschiedlichen Charakteren, steigern sich furios zum bitteren Ende. Kriminalnachrichten in der Zeitung lesend, lässt jede für sich finstere Gedanken aufkeimen, den erpresserisch lästiger werdenden Mann loszuwerden. Der wiederum ersinnt sein Rezept.
Matti Wien wollte das Stück inszenierend zur Premiere führen. Doch in der magischen Zeit gut zwei Wochen zuvor blockierte ein Nierenstein das Spiel des männlichen Hauptdarstellers. Wien übernahm die Rolle. Nicht zum ersten Mal kam es damit an diesem Haus in der »heißen Phase« zum internen Krimi »Der Eingreifer«. Den verkörperte aktuell der künstlerische Chef Wolfgang Rumpf, der sofort die Regie übernahm. Die Absage eines Stücks wäre ein Unding im Kriminaltheater.
Schnaps und Fisch kamen pünktlich auf den Tisch. Auf die allgemeine Gesundheit! Tja, und Kohlhaase war da, sah’s mit Vergnügen an.
Nächste Vorstellungen: 11., 15., 19. Dezember im Berliner Kriminaltheater, Palisadenstraße 48, Friedrichshain
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