Fast 600 offene Haftbefehle gegen Neonazis
Hunderte kriminelle Rechtsradikale sind in Deutschland offenbar untergetaucht
Berlin. Hunderte Neonazis und andere Rechtsradikale sind in Deutschland offenbar untergetaucht. Wie der in Berlin erscheinende »Tagesspiegel« (Donnerstagsausgabe) berichtet, lagen der Polizei mit Stichtag 10. Oktober 598 Haftbefehle zu Personen vor, die dem »Phänomenbereich Politisch Motivierte Kriminalität rechts« zugeordnet werden. Die Haftbefehle richteten sich gegen 454 Personen, heißt es in dem Bericht unter Verweis auf Angaben des Bundesinnenministerium in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion.
Dabei handelte es sich der Zeitung zufolge um »verurteilte rechte Täter, die ihre Haftstrafe nicht antraten, sowie Tatverdächtige«. Bei einem Teil der Gesuchten seien mehrere Haftbefehle anhängig. 108 Untergetauchte gelten als gewalttätig. Nicht alle gesuchten Rechten stünden wegen einschlägiger Szenedelikte in der Fahndungsliste.
Zum Stichtag habe zu 92 Personen mindestens ein offener Haftbefehl bestanden, »dem ein politisch motiviertes Delikt zugrunde lag«, teilte das Innenministerium weiter mit. Bei 14 Personen ging es um eine politisch motivierte Gewalttat. Gegen 22 Personen lagen mehrere Haftbefehle vor.
Für LINKEN-Politikerin Ulla Jelpke wird die Zahl abgetauchter Nazigewalttäter im Untergrund von Jahr zu Jahr größer. »Dass sich damit auch das Risiko neuer rechtsterroristischer Strukturen erhöht, ist offensichtlich«, sagte Jelpke der Zeitung. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.