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Mutter sorgt sich um Julian Assange

Whistleblower körperlich und mental angeschlagen

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Bereits im Februar hatte Christine Assange Alarm geschlagen. Der Körper ihres Sohns Julian gebe langsam auf, hatte sie damals dem australischen Sender ABC gesagt. Doch jetzt scheint sich der gesundheitliche und mentale Zustand des Australiers nochmals deutlich verschlechtert zu haben, wie seine Mutter in einem aktuellen Interview mit dem gleichen Sender sagte. Der WikiLeaks-Gründer, der seit Juni 2012 in freiwilliger Gefangenschaft in der ecuadorianischen Botschaft in London lebt, haust dort auf gerade mal 20 Quadratmetern. Nach draußen kann er nicht, ansonsten würde er riskieren, verhaftet zu werden.

Laut der Mutter des Mannes, dem in den USA wegen der Veröffentlichung von Geheimdokumenten ein Gerichtsverfahren droht, setze er zwar ein »tapferes Gesicht« auf, nach über vier Jahren leide er jedoch sehr unter seinem Exil. »Er würde am liebsten in sein eigenes Land zurück, aber ich weiß nicht, wie sicher das ist«, sagte Christine Assange.

Das Interview mit dem australischen Sender fand nach der Zeugenaussage Assanges gegenüber der schwedischen Staatsanwaltschaft statt. Deren Vertreter waren in die Botschaft gekommen, um ihn wegen zweier Vorwürfe von Vergewaltigung und sexueller Belästigung zu befragen. Diese Vorfälle sollen sich 2010 in Schweden ereignet haben. Laut Assange sind sie nicht wahr.

Christine Assange berichtete dem australischen Sender, dass sich der körperliche und seelische Zustand ihres Sohnes dramatisch verschlechtert habe. Laut eines Berichts seines Arztes habe der 45-Jährige hohen Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, einen chronischen Vitamin-D-Mangel, da er nie nach draußen ins Sonnenlicht kann, und chronische Schmerzen in der Schulter.

»Der Bericht des Arztes sagt zudem, dass er traurig sei und sich immer mehr in sich selbst zurückziehe«, so Christine Assange. »Der Arzt sagte sogar, dass er in keinem Zustand gewesen sei, um von der schwedischen Staatsanwaltschaft verhört zu werden, aber er tat es trotzdem.«

Laut Frau Assange verbringt ihr Sohn ein eher tristes und einsames Leben in der Botschaft. Nur einige Freunde würden ihn besuchen. Eine Katze, die ihm seine Kinder geschenkt hätten, sei seine Hauptgefährtin. Diese Situation ihres Sohnes rufe in ihr gemischte Gefühle hervor: »Auf der einen Seite ist mein Kind rausgegangen und hat etwas gemacht, an das er wirklich glaubt. Auf der anderen Seite trauere ich über die Tatsache, dass er polizeilich verfolgt, wie ein Dämon behandelt und gegen ihn gehetzt wird, dass er eingeschüchtert und bedroht wird.«

Sie selbst werde weiter für ihn kämpfen. »Ich glaube, er wird es schaffen«, sagte Christine Assange. »Ich bin mir zwar nicht sicher wie, aber wir werden alle daran arbeiten, es zu schaffen.«

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