A women’s voice is a revolution

Es braucht starke Offenheit, Kompromissbereitschaft und Neugierde, analysiert eine Göttinger Antifagruppe

  • Antifaschistische Linke International A.L.I.
  • Lesedauer: 3 Min.
A women’s voice is a revolution

Es ist an der Zeit, eine neue antirassistische und feministische Praxis zu entwickeln, die sich mit »dem Islam« auseinandersetzt. Denn das Thema des Islam – in seinen gesellschaftspolitischen Wechselwirkungen zu Imperialismus und Kolonialismus, Kriegen und Christentum, globaler Ungleichheit und Herrschaft – ist zu wirkmächtig, um es länger zu ignorieren: Es ist verwoben mit anti-muslimischem Rassismus in Westeuropa und den USA, linken Kämpfen, die in Nordafrika und Westasien geführt werden und fundamentalistischen Ausprägungen des Islam. Der Islam ist ein bedeutendes Thema und auf vielfältige Weise mit heutigen Fragen verwoben.

Seit den jihadistischen Anschlägen am 11. September 2001 wurde die Welt neu geordnet, sodass sich neue Polarisierungen entwickelt haben. Aus diesen Polarisierungen gilt es auszubrechen und nach (strategischen) BündnispartnerInnen zu suchen. Innerhalb der rassistischen Diskurse, die in unserer Gesellschaft in erster Linie anti-muslimisch aufgeladen sind, suchen wir also danach, wer innerhalb dessen eine Gegenmacht darstellt. Deshalb beziehen wir uns auf muslimische Feministinnen und andere liberale Muslima und Muslime und genauso auf MigrantInnen, die aus muslimischen Mehrheitsgesellschaften kommen, aber nicht zwangsläufig selbst MuslimInnen sein müssen – wir wollen gemeinsam agieren. Unser Hauptausgangspunkt ist also der anti-muslimische Rassismus.

Darüber hinaus gibt es ganz konkrete Erfahrungen der letzten Jahre, die uns zu einem Umdenken in der Praxis führen: Nach den Erfahrungen mit dem sogenannten »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU), in denen deutlich wurde, dass migrantische Communities und deutsche Linke (fast) nichts miteinander zu tun haben, ist für uns deutlich, dass wir »viel mehr werden« müssen. Eine wesentliche Erkenntnis nach Bekanntwerden des NSU war es, dass wir viel stärker mit migrantischen Communities zusammenarbeiten müssen und die Felder Antifaschismus und Antirassismus vielmehr miteinander verbinden müssen. Dass wir »viel mehr« werden, funktioniert unserer Erfahrung nach nur mit einem authentischen Moment des gegenseitigen Interesses und nicht darüber, dass wir uns strategisch und theoretisch überlegen, wir »müssten mal« auf MuslimInnen zugehen.

Ins Gespräch kommen

A women’s voice is a revolution

Unser erster Schritt zur Weiterentwicklung unserer anti-rassistischen und feministischen Praxis waren Gespräche, die wir 2015 mit zehn progressiven, oft explizit linken, Muslima/en und mit säkularen MigrantInnen aus muslimischen Mehrheitsgesellschaften in Göttingen geführt haben. Wir hatten aufrichtiges Interesse daran, was für sie wichtig ist. Unser nächster Schritt war es 2016, migrantische Gemeinden und Communities in das Göttinger Bündnis gegen Rechts (BgR) zu holen. Unsere ersten Gespräche darüber führten wir mit sechs Personen aus linken türkischen und êzidischen Kulturvereinen und dem Göttinger Integrationsrat. Wir versuchen auch erneut, mit progressiven Mitgliedern von Moscheegemeinden in Kontakt zu kommen.

Diese neue politische Praxis bedarf neuer Wege und Einschlüsse. Mit unseren Überlegungen sind wir derzeit auf Veranstaltungstour durch Deutschland, wobei uns auch das Thema der »linken Religionskritik« regelmäßig begegnet. Wir sind der Überzeugung, dass wir vor allem eine starke Offenheit, Kompromissbereitschaft und Neugierde praktizieren müssen. Wenn Flüchtlingsheime brennen, Neonazis aufmarschieren und die AfD in den Parlamenten sitzt, wenn mehrere tausend Menschen, die auf der Flucht sind, jährlich im Mittelmeer ertrinken, sollten wir aus unserem Sumpf auftauchen und den Kampf dagegen mit allen führen.

Weitere Informationen, Veranstaltungsanfragen und Bestellungen der Broschüren »A woman’s voice is a revolution« und »A woman’s voice is not an old man’s revolution« der Antifaschistischen Linken International unter www.inventati.org/ali oder ali@inventati.org

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -