Der harte Kern der Literatur
Der deutsch-tamilische Schriftsteller Senthuran Varatharajah las in der JVA Tegel aus seinem Roman über eine Brieffreundschaft im digitalen Zeitalter
Es gibt viele ungeschriebene Regeln in Gefängnissen. Besucher, die von außen kommen, können sie kaum wissen. Ein Insasse der Berliner Justizvollzugsanstalt Tegel verrät zwei Regeln: Frage die Insassen nicht, warum sie hier einsitzen. Und frage nicht nach der Länge ihrer Haftstrafe.
In der JVA Tegel, Berlins größtem Gefängnis, war Senthuran Varatharajah eingeladen, aus seinem als sprachphilosophisch gelobten Roman »Vor der Zunahme der Zeichen« zu lesen. Das Buch handelt von Senthil und Valmira - beide als Kinder mit ihren Eltern vor dem Krieg nach Deutschland geflohen. Er aus Sri Lanka und sie aus Kosovo. Bei Facebook werden sie sich als Freunde vorgeschlagen, und sie schreiben sich sieben Tage in der Woche Nachrichten im Chat. Der Autor Senthuran Varatharajah und der Protagonist Senthil Vasuthevan haben nicht nur dieselben Initialen, auch der Autor ist als Kind mit seinen tamilischen Eltern vor dem Krieg in Sri Lanka geflüchtet. Auch di...
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