Duell im Käfig ohne Gitter
Am Schauspiel Hannover ist Ilija Trojanows bedeutender Roman »Macht und Widerstand« zu sehen
Wie sie da auf ihren Stühlen nebeneinander sitzen, diese jämmerlichen Gestalten. In einträchtiger Lethargie blicken sie ins Leere, als wäre jede Inbrunst schon vor ewigen Zeiten ihren müden Seelen entwichen. Als klafften ihre Lebenswunden so unheilbar auseinander, dass ihnen sogar das Empfinden von Resignation unmöglich erscheint. Als hätten sie sich einfach leergehadert. Stundenlang haben sie zuvor abwechselnd versucht, ihr Leid in fast schon selbsttherapeutischer Manier fortzujagen. Und jetzt kann sie sich jeder ansehen, diese Schmerzensmänner, die sich und ihre Pein da auf der großen Bühne ausstellen. Weltanschaulich und biografisch trennt die beiden so viel, zugleich verbindet sie emotional mehr, als sie zuzugeben bereit wären. Denn Metodi Popow und Konstantin Scheitanow sind Feinde, die sich gefangen wähnen in der Gegenwart ihrer Vergangenheit.
Konstantin war den größten Teil seines Lebens eingesperrt. Er verstand sich schon ...
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