Strandgut der Stadt

Eine Ausstellung seiner Fotografien zeigt einen ganz anderen, düsteren Robert Doisneau

  • Stefan Ripplinger
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Robert Doisneau (1912-1994) kennen wir als einen Fotografen des Menschlich-Allzumenschlichen. Wir kennen ihn als einen, der das Faktische mit dem Drolligen versüßt hat. Wir kennen ihn schließlich als einen, der das Pech hatte, zum Liebling des Pariser Fremdenverkehrsamts aufzusteigen. Paris, »Stadt der Liebe« - das ist eine clevere Erfindung wie »arm, aber sexy« und soll in seinem »Kuss am Rathaus« (1950), dem inszenierten Schnappschuss von zwei Sich-Küssenden, sinnfälllig werden.

Die Fotografien von Doisneau, die gerade im Berliner Gropius-Bau zu sehen sind, haben mit alldem nicht viel zu tun. Das Menschliche sieht sich nun flankiert vom Unmenschlichen, Steinernen, Leeren. An die Stelle des Drolligen tritt das Düstere. Und der »Kuss am Rathaus« liegt nur mehr in einer Vitrine, als Verweis auf eine folgenreiche Verirrung im Auftrag des »LIFE«-Magazins. Auch dieser Künstler musste von irgendetwas leben. Er fotografierte aber unendl...


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