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Triumph der Bilderstürmer?

Iran-Ausstellung abgesagt

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Absage der lange geplanten Berliner Ausstellung mit Werken einer hochkarätigen Sammlung aus Iran durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist sehr zu bedauern. Das sieht auch die Stiftung so. Die Absage sei aber dennoch notwendig geworden, »weil der Iran bislang immer noch keine Ausfuhrgenehmigung für die Kunstwerke erteilt hat«, sagte der Stiftungspräsident Hermann Parzinger am Dienstag. Guten Willen und viel Geduld kann man den Stiftungsverantwortlichen und Mitinitiator und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht absprechen, die Enttäuschung scheint echt.

Eventuelle Provokationen, die möglicherweise von dialogfeindlichen Hardlinern beider Seiten hinter den Kulissen inszeniert wurden, können hier nicht beurteilt werden, scheinen aber nicht abwegig. Nicht ganz zutreffend ist der vom »Spiegel« in die Überschrift gehobene Grund des Scheiterns »Wegen Holocaustleugnung«. Zwar gab es (zu Recht) starke deutsche Irritationen, als der Chef des Teheraners Kunstmuseums als geschmacklose Retourkutsche für die rassistischen westlichen Anti-Islam-Karikaturen einen üblen Holocaust-Karikaturenwettbewerb unterstützte. Doch als diese Personalie ausgetauscht war, wurde bis vor kurzem noch munter weiterverhandelt. Der Grund des Scheiterns der Ausstellung scheint weniger in einem Clash der Kulturen zu liegen als in innenpolitischen Grabenkämpfen Irans. Die Geste des Kunstdialogs scheint einigen Puristen und Bilderstürmern dort viel zu weit zu gehen. Blockierten sie die Ausfuhr?

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprang wegen des Karrikaturen-Affronts früh vom Projekt ab, iranische Künstler beklagten einen deutschen Kotau vor den Mullahs. Dass Steinmeier dennoch bis zum Schluss dafür kämpfte, zeigt sein Bewusstsein dafür, dass man sich für eine friedlichere Welt auch (in Maßen) mit dem »Feind« verständigen und dabei mitunter extrem bittere diplomatische Pillen schlucken muss.

Etwas merkwürdig stößt nun bei der Berichterstattung auf: Die aktuelle iranische Regierung wird (völlig zu Recht) als »Mullah-Regime« betitelt. Gleichzeitig wird aber die Schah-Witwe Farah Diba Pahlavi in vielen Medienberichten nicht etwa als blutrünstige Diktatorenwitwe beschrieben, sondern als »ehemalige Kaiserin von Persien«, die eine »legendäre« Kunstsammlung »geschaffen« habe. Farah Diba Pahlavi und ihr Ehemann waren es, die die Luxus-Sammlung der westliche Moderne mit jenem Geld zusammengekauft hatten, das sie mit britischer und US-amerikanischer Unterstützung zuvor den Iranern geraubt hatten. Insofern ist zumindest ein Teil dieser »wichtigsten Sammlung westlicher Kunst außerhalb des Westens« eine Dokumentation der Schande - auch für »den Westen«.

Ist nun also die »Diplomatie der Kultur« gescheitert? Noch nicht ganz: Immerhin scheint das seit vielen Jahren verhandelte Kulturabkommen mit Iran jetzt tatsächlich (und trotz der aktuellen Ausstellungs-Verwirrungen) kurz vor der Unterschrift zu stehen. Auch dieses Abkommen kann jedoch noch an den komplexen innenpolitischen Kämpfen in Iran zerschellen - selbst in letzter Minute, wie die Absage der Ausstellung zeigt.

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