Etwas Luft für Elbe und Saale

Sachsen-Anhalt: Deichrückverlegungen sind Schwerpunkt beim Hochwasserschutz 2017

  • Lesedauer: 3 Min.

Magdeburg. Die Deichrückverlegung an der Elbe bei Sandau-Nord ist im neuen Jahr ein Schwerpunktprojekt des Hochwasserschutzes in Sachsen-Anhalt. Für ein ähnliches Projekt bei Retzau an der Mulde seien die Planungen fast abgeschlossen, sagte Burkard Henning, Präsident des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LWH). Hier sollen ebenfalls bald die Bagger anrollen. Außerdem gehen die seit dem Jahr 2014 laufenden Arbeiten im Rahmen des Deichneubaus und der Deichrückverlegung bei Fischbeck im Norden Sachsen-Anhalts voran.

Henning ist zuversichtlich, dass dieses Projekt planmäßig 2018 abgeschlossen werden kann. Durch eine Firmeninsolvenz war der Zeitplan zunächst infrage gestellt. In der Landeshauptstadt Magdeburg sollen Deiche der Elbe am Herrenkrug und Deiche des Umflutkanals bei Pechau saniert werden. Außerdem stehen 2017 unter anderem Sanierungen der Saaledeiche im Salzlandkreis und jener an der Schwarzen Elster auf dem Programm.

Im Jahr 2020 sollen alle Deiche im Land den aktuellen Normen entsprechen. Dafür wurden seit dem Hochwasser 2002 knapp 800 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert. Fast 100 Millionen Euro aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln waren es im vergangenen Jahr. Weitere rund 640 Millionen Euro wird die Umsetzung des 2014 aktualisierten Hochwasserschutzkonzeptes kosten.

Damit reagiert das Land Sachsen-Anhalt auf die beiden verheerenden Hochwasser im Sommer 2002 und im Juni 2013. Allein bei der Flut vor dreieinhalb Jahren waren weite Landstriche unter Wasser gesetzt worden. Zahlreiche Häuser, Straßen und Brücken wurden beschädigt. Auch Äcker, Wälder und Werkshallen standen unter Wasser. Es entstand ein Milliardenschaden. So wurde Fischbeck im Landkreis Stendal besonders getroffen. Weite Teile des Elbe-Havel-Winkels wurden überflutet, als ein Deich brach.

Sachsen-Anhalt sei reich an Hochwasserschutzanlagen, sagte LWH-Präsident Henning. Zu den bisher insgesamt 1312 Kilometern an Deichen im Land kamen im Jahr 2016 weitere sieben Kilometer durch einen Lückenschluss an der Schwarzen Elster hinzu. Vor 15 Jahren erfüllten lediglich fünf Prozent der Deiche im Land die modernen Sicherheitsnormen. »Derzeit nähern wir uns der 60-Prozent-Marke«, so der Präsident. Es gebe in den kommenden drei Jahren noch reichlich zu tun. Dazu gehören neben Deichneubau und -sanierung das Schaffen von Retentionsflächen und Poldern, riesigen natürlichen »Badewannen« - in die das Wasser dann gezielt geleitet werden kann.

Die Ungeduld der Menschen ist groß. Schließlich schwebt die Gefahr einer neuen Flut stets über den hochwassergefährdeten Regionen. Überall gleichzeitig könne aber nicht gebaut werden, bittet LWH-Präsident Henning um Verständnis. Zudem seien auch beim Hochwasserschutz die üblichen, meist langwierigen, Planungsverfahren zu befolgen. Finanzielle Mittel stünden dagegen ausreichend und zügig zur Verfügung.

»Unsere Altvorderen haben den Fluss in ein Korsett gelegt«, sagte Henning. Nun erhielten die Gewässer wieder mehr Raum. »Natürliche Gewässer«, die sich wie in Urzeiten immer aufs Neue ihren Weg bahnen, werden Elbe, Saale, Schwarze Elster und Co. allerdings nicht wieder werden, solange Menschen an ihrem Ufer leben. Viele Ortschaften hinter dem Deich müssten dafür aufgegeben werden. Das sei keine machbare Option, sagte Henning. Allerdings sollten die Menschen, die dort wohnen, das Risiko kennen. Neben den staatlichen Schutzmaßnahmen sei daher auch zunehmend die Eigenvorsorge gefragt. dpa/nd

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