Werbung

Holm: Habe nicht versucht Stasi-Karriere zu verschleiern

Großes Interesse an Podiumsdiskussion in Prenzlauer Berg / Bau-Staatssekretär nahm Stellung zum Umgang mit seiner DDR-Vergangenheit

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der Berliner Bau-Staatssekretär Andrej Holm hat Vorwürfe zurückgewiesen, bewusst falsche Angaben zu seinem Werdegang in der DDR gemacht zu haben. »Ich habe nicht versucht, eine Stasi-Karriere zu verschleiern«, sagte er am Freitagabend bei einer völlig überfüllten Podiumsdiskussion. Er räumte jedoch ein: »Ich wusste, dass ich mich bei der Staatssicherheit für eine langfristige Karriere verpflichtet habe. Mir war sehr bewusst, dass ich damit Teil eines Repressions- und Unterdrückungsstaat geworden war.« Die politische Wende habe ihn vor größerer Schuld bewahrt.

Holm steht unter Druck, weil er bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Berliner Humboldt-Universität, die angehende Karriere beim Ministerium für Staatssciherheit (MfS) verschwieg. Nach seiner Darstellung ist ihm erst durch Einblick in seine Akten vor wenigen Wochen bewusst geworden, dass er damals zu den hauptamtlichen Mitarbeitern zählte.

Holm berief sich in der Diskussionsveranstaltung mit dem Titel »Einmal Stasi - immer Stasi? Der Fall Andrej Holm« im Kultur- und Bildungszentrum »Sebastian Haffner« in Prenzlauer Berg auf Erinnerungslücken: Von zwei aktenkundigen Treffen mit Kaderoffizieren wisse er nichts mehr. Bis vor wenigen Wochen sei er auch davon ausgegangen, die Verpflichtungserklärung mit 16 statt schon mit 14 Jahren unterschrieben zu haben. Auch wo seine Ausbildung stattgefunden habe, wisse er nicht mehr. Er könne sich lediglich an die Entscheidung erinnern, dauerhaft bei der Stasi Karriere machen und ein Studium antreten zu wollen. Die Studienpläne hätten für ihn immer den entscheidenden Unterschied zu den Kollegen gemacht, die direkt eine hauptamtliche Stasi-Karriere einschlugen.

Holms Zukunft im rot-rot-grünen Berliner Senat ist weiter offen. Die Landesregierung will abwarten, wie die Humboldt-Universität den Fall bewertet, bevor sie selbst über den Staatssekretär von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) entscheidet.

Die Universität gewährte Holm am Freitag Aufschub für eine Stellungnahme. Statt bis zum 9. Januar solle diese nun bis zum 12. Januar bei der HU eingehen, sagte Sprecher Hans-Christoph Keller. Ein Anwalt Holms habe darum gebeten. Noch im Januar will die Universität entscheiden, ob sie wegen Falschangaben im Personalfragebogen rechtliche Schritte einleitet. Holm war als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität tätig.

Lompscher steht weiter zu ihrem umstrittenen Staatssekretär: »Die Klärungen sind nicht abgeschlossen, die Gesamtbewertung steht aus. Solange werden wir abwarten«, sagte sie der »Berliner Zeitung« (Freitag).

Der Historiker der Stasi-Unterlagenbehörde, Ilko-Sascha Kowalczuk, kritisierte den Senat für seine Taktik. »Die schlechteste Lösung ist die, der Humboldt-Universität die Lösung zu überlassen«, sagte er während der Podiumsdiskussion vor einem in der Einstellung zu Holm gespaltenen Publikum. »Es geht hier um eine politische Entscheidung, nicht um eine Verwaltungsentscheidung.« dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.