»Washington soll stillstehen«

Lacy MacAuley vom Bündnis »DisruptJ20« im Gespräch über den Protest bei Trumps Amtseinführung

  • Moritz Ablinger, Washington
  • Lesedauer: 3 Min.

»DisruptJ20« beschreibt sich als breites Bündnis von AktivistInnen aus Washington, D.C.​ Wie kommt es, dass sich AnarchistInnen, SozialistInnen, KommunistInnen, Menschen in- und außerhalb der Demokratischen Partei nun zusammen tun?
Die Politik, die Donald Trump repräsentiert, darf nicht unwidersprochen bleiben. Sollte er als Präsident wahrmachen, was er im Wahlkampf ankündigte, würde das einen beispiellosen Rückschritt für gesellschaftliche Emanzipationsprozesse bedeuten. Es stehen Existenzen auf dem Spiel, Existenzen von Frauen, MuslimInnen, People of Colour und von Menschen in der LGBTQI-Community stehen auf dem Spiel. Mit dem Wahlsieg Trumps und seiner aggressiven Rhetorik haben tätliche Angriffe auf diese Menschen bereits zugenommen – diesen Trend müssen wir stoppen.

Lesen Sie auch »Mit ‘Pussy-Mützen’ gegen Trump« – überall in den USA und weltweit sind zahlreiche Demonstrationen zur Amtseinführung des neuen Präsidenten geplant.

Wie wollen Sie das mit Protesten erreichen?
Wir wollen ab der ersten Minute von Trumps Präsidentschaft klar machen, dass er mit Widerstand rechnen muss. Es gibt für uns keine andere Möglichkeit als auf die Straße zu gehen. Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand eben zur Pflicht. Wir wollen aber auch ein Signal an all jene senden, die mit Trump nicht einverstanden sind. Sie sollen sehen, dass sie nicht alleine sind und dass es Möglichkeiten gibt, den Unmut produktiv auszudrücken.

Im Demo-Aufruf Ihres Bündnisses sind auch Aktionen des zivilen Ungehorsams angekündigt. Was genau ist geplant und was erhoffen Sie sich davon?
Washington, D.C. soll stillstehen. Wir wollen Straßen blockieren und den Verkehr, zumindest im Stadtzentrum, beeinträchtigen. Die USA, aber auch die ganze Welt soll sehen, dass wir es mit unseren Protesten ernst meinen. Wenn wir dabei effektiv sein wollen, können wir uns nicht immer buchstabengetreu an das Gesetz halten. Wir sehen uns, gerade in der jetzigen Situation nicht verpflichtet, nach den Regeln jener Leute zu spielen, die uns unterdrücken.

Auf wie viele Teilnehmer an den Aktionen und Demos hoffen Sie?
Ich halte es für realistisch, dass zu unserer Demonstration 100.000 Menschen kommen. Das heißt nicht, dass die alle an unseren Aktionen teilnehmen werden, aber für unsere Abschlusskundgebung halte ich diese Zahl für realistisch.

Das scheint hoch gegriffen.
Trump ist wahnsinnig unpopulär. Die Mehrheit der US-AmerikanerInnen hat ihn nicht gewählt, er wurde nur wegen unseres Wahlsystems Präsident. Auch unter denen, die für ihn gestimmt haben, gibt es eine zunehmende Unzufriedenheit mit ihm und wie er sein Kabinett mit Milliardären besetzt. All diese Leute, die Trump ablehnen, warten nur auf ihre Möglichkeit, das endlich zum Ausdruck zu bringen.

Die »Bikers for Trump« haben angekündigt, die Inauguration vor unliebsamen DemonstrantInnen zu beschützen. Rechnen Sie mit Auseinandersetzungen?
Von uns wird keine Gewalt ausgehen. Aber wir nehmen mit Sorge wahr, dass uns vermehrt aggressive Zuschriften von Unterstützern Trumps erreichen. Da heißt es dann zum Beispiel, dass sie uns das Leben in DC zur Höllle machen werden. Es ist dieser Hass, für den Trump steht und den er populär macht. Unsere Antwort kann nur Solidarität sein und gemeinsam solche Angriffe abzuwehren. Die Angst darf nicht unser politisches Handeln bestimmen.

Lacy MacAuley ist Sprecherin des Protestbündnisses »DisruptJ20«, das zum Protest gegen die Amtseinführung von Donald Trump aufruft.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.