Ein Winterkörnchen Wahrheit

Kurt Stenger über den Auftritt des Ex-VW-Chefs beim Untersuchungsausschuss

  • Lesedauer: 1 Min.

Das war nur etwas für Softwareexperten und ihn habe keiner informiert - der frühere VW-Chef Martin Winterkorn hat bei seinem Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Abgasaffäre auf unschuldig plädiert. Über die Verwendung illegaler Abschalteinrichtungen bei der Dieselmotorsteuerung hätten andere entschieden, er sei von dem Skandal genauso überrascht gewesen wie die Millionen Kunden des Autoriesen.

Ob diese Darstellung der Wahrheit entspricht, wird wohl erst die strafrechtliche Aufarbeitung in den USA und in Deutschland ergeben. Aber eines hat die Befragung Winterkorns doch deutlich gemacht: Egal ob vertuscht oder nichts mitgekriegt - die Frage des Schadstoffausstoßes wird in den Führungsetagen von VW, wie natürlich auch der anderen Autokonzerne, bestenfalls zweitrangig behandelt. Dass ein technisch versierter Vorstandschef genauso wenig von der Möglichkeit von Manipulationen mittels Software gehört haben will wie vom Auseinanderdriften zwischen Prüfstandmessungen und realen Emissionen auf der Straße, zeugt mindestens von Ignoranz und von Fahrlässigkeit. Während VW regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht und sich Corporate Social Responsibility auf die Fahnen schreibt, haben die Führungsetagen andere Sorgen. Ein Körnchen Wahrheit hat Winterkorns Befragung dann doch hervorgebracht.

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