Reichtum ist westdeutsch
Statistisches Bundesamt: In den neuen Ländern gibt es kaum Einkommensmillionäre
Der aktuelle Entwurf zum Armuts- und Reichtumsbericht widmet sich auch den Einkommensmillionären. Da ihre Erfassung nicht ganz einfach ist, datieren die aktuellsten Zahlen aus dem Jahre 2012. Damals gab es deutschlandweit 16 495 Einkommensmillionäre. Das Gesamteinkommen dieser Gruppe lag bei 45 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Landeshaushalt von Mecklenburg-Vorpommern betrug in jenem Jahr knapp 7,2 Milliarden Euro.
Sabine Zimmermann, Vize-Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Bundestag, wollte nun wissen, wo die Millionäre wohnen. Das Statistische Bundesamt selbst hatte die Zahlen, auf die sich der Armuts- und Reichtumsbericht beruft, offenbar nicht vorliegen. Stattdessen erhielt Zimmermann Statistiken aus dem Jahre 2010. Doch auch die zeigen ein deutliches West-Ost-Gefälle: In den alten Bundesländern bezogen 13 260 Personen ein zu versteuerndes Einkommen von einer Million oder mehr. In den neuen Ländern zählte man nur 502 Personen, die solch hohe Einkommen erzielten. Summa summarum macht das 14 762 Millionäre. Somit hat sich dieser illustre Kreis innerhalb von nur zwei Jahren um 1733 Personen vergrößert.
Im direkten Ländervergleich wird klar, wie groß das Gefälle innerhalb Deutschlands tatsächlich ist. Während in Bayern 3132 Einkommensmillionäre lebten, waren es in Mecklenburg-Vorpommern ganze 63. Und auch der ostdeutsche Spitzenreiter Sachsen mit seinen 178 Millionären nimmt sich im Vergleich mit dem gesamtdeutschen Primus Nordrhein-Westfalen äußerst bescheiden aus: An Rhein und Ruhr lebten 3742 Einkommensmillionäre.
Sabine Zimmermann sprach sich gegenüber »nd« am Montag für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 53 Prozent aus. »Durch die Senkung des Spitzensteuersatzes auf heute 45 Prozent entgeht der öffentlichen Hand Jahr für Jahr allein bei den Einkommensmillionären mindestens eine Milliarde Euro. Dieses Geld einzutreiben, würde niemandem wehtun, der es nicht verkraften kann«, so Zimmermann.
Dabei zeichnen die offiziellen Zahlen nur ein unvollständiges Bild. Tatsächlich gibt es weitaus mehr Einkommensmillionäre, als von der Statistik ausgewiesen. Denn: »Einkünfte aus Kapitalvermögen sind nur noch teilweise berücksichtigt, da sie auf Grund der Abgeltungssteuer überwiegend nicht mehr zur Einkommensteuer veranlagt werden müssen«, heißt es dazu im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Seit 2009 gilt die Abgeltungssteuer. Mit ihr sank die »Steuerlast« auf Kapitaleinkünfte von vormals 42 auf 25 Prozent.
Gänzlich unberücksichtigt lässt die Statistik die Vermögensmillionäre. Auch hier stammen die aktuellsten Zahlen aus dem Jahre 2012. Damals lebten laut Destatis rund 892 000 Vermögensmillionäre in Deutschland, die zusammen über 2,38 Billionen Euro verfügten. Inzwischen dürfte es weitaus mehr von ihnen geben: Allein im Jahr 2015 soll die Zahl der Millionäre in Deutschland um 5,1 Prozent gestiegen sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.